Schopenhauers Überlegungen zur Ethik gehen aus der Überzeugung hervor, dass alles Leben Leiden ist. Die metaphysischen Grundlagen hierfür legt er in seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ (zuerst 1819). Für die Moral im engeren Sinn ergibt sich daraus, dass sämtliche Tugenden aus dem Mit-Leiden mit fremdem Leid entspringen. Das Argument hierfür entfaltet Schopenhauer in detaillierter Form in der „Preisschrift über die Grundlage der Moral“ (1840). Seine Ethik mündet jedoch weder in eine persönliche Hinwendung zum tätigen Mitleid noch in eine Anleitung zur Entwicklung der eigenen Empathiefähigkeit. Am Ende stehen vielmehr die „Aphorismen zur Lebensweisheit“ (1851), in denen Schopenhauer Wege zur Verminderung des eigenen Leids aufzeigen will und hierfür neben intellektuellen Beschäftigungen und dem Erwerb von Reichtum auch die Vermeidung von menschlicher Gesellschaft anrät.

Um einen Überblick über Schopenhauers ethische Position zu gewinnen, werden wir im Seminar Auszüge aus allen drei Werken studieren und diskutieren. Das Seminar bietet (unter Ausklammerung der Ästhetik und Naturphilosophie) zugleich einen allgemeinen Einstieg in Schopenhauers Philosophie.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2024/25