Aus dem Dortmund des späten 11. Jahrhunderts stammen die ältesten Zeugnisse dafür, dass Juden und Jüdinnen im Mittelalter auch im Land zwischen Rhein und Weser zu Hause waren. Ab dem 13. und noch stärker im 14. Jahrhundert verdichten sich die Quellen, jüdische Gemeinden waren nun auch in Osnabrück, Münster, Minden und wohl Soest ansässig. Diese Blütezeit endete jedoch abrupt durch die so genannten Pestpogrome, die ab 1348 ganz Europa erschütterten und 1350 auch im westfälischen Kernraum zur beispiellosen Ermordung vieler Juden und Jüdinnen durch ihre christlichen Nachbar*innen führten. Mit dieser Katastrophe brach die jüdische Siedlungstätigkeit in Westfalen unvermittelt ab; für anderthalb Jahrhunderte kann ihre Geschichte daher – so hat Diethard Aschoff formuliert – „aus Mangel an Quellen nicht geschrieben werden“. Die seltenen Bruchstücke, die sich erhalten haben, vermitteln höchstens Momentaufnahmen, kontinuierliche Informationen für das jüdischen Leben dieser Zeit jedenfalls fehlen.

Ziel des vierstündigen Proseminars ist es, am Beispiel der jüdischen Geschichte Westfalens im Mittelalter gemeinsam zentrale Quellen der Zeit zu interpretieren und die einschlägige Forschung kennenzulernen. Über dieses Thema bietet das Seminar eine allgemeine Einführung in die Grundbegriffe und Arbeitstechniken mittelalterlicher Geschichte, stellt zentrale Werkzeuge und Hilfsmittel vor und macht mit der Recherche von Forschungsliteratur vertraut. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird die regelmäßige, aktive Teilnahme auch an Exkursionen erwartet. Als verpflichtende Studienleistungen gelten kursbegleitende kleinere schriftliche Stundenvorbereitungen sowie eine mündliche Präsentation (inklusive Handout). Der Leistungsnachweis erfolgt durch die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2024/25