Der Beginn eine*r jungen Akademikers/*Akademikerin an einer neuen universitären Wirkungsstätte ist in der Regel mit einer sog. „Antrittsvorlesung” verknüpft, die mit Spannung erwartet wird. Der*die Wissenschaftler*in stellt hierbei das eigene Fach in der Regel vor und reflektiert hierbei auch den eigenen methodischen Ansatz. Der Erste Thessalikonerbrief des Apostels Paulus ist dem nicht ganz unähnlich. Zwar handelt es sich nicht um eine Antrittsvorlesung; trotzdem liegt in der ältesten Schrift, die uns das Neue Testament überliefert und somit den Beginn der christlichen Literaturgeschichte markiert, die erste theologische Abhandlung des Völkerapostels vor. Paulus begibt sich gedanklich auf den Weg und folglich ist es nicht verwunderlich, wenn uns in diesem Brief eine „Theologie des Werdens” begegnet. Dies zeigt sich nicht bloß daran, dass der Text keine Zitate aus der Septuaginta (LXX) enthält, sondern lässt sich auch an der Christologie erkennen, die zwar bereits weit entwickelt ist, doch stets an die Theo-logie (sic!) des Völkerapostels rückgebunden ist, was wiederum zu einer beachtlichen Interrelation von Theo-logie (sic!) und Christo-logie (sic!) führt. Einen solchen Ansatz verknüpft Paulus mit einer Interaktion mit der von ihm neugegründeten Gemeinde in der makedonischen Stadt Thessalonich, auf deren weitere theologische Entwicklung er mittels dieses Schreibens Einfluss nehmen will. Die Vorlesung im WiSe 2024/2025 hat das Ziel, weite Teile unter den soeben beschriebenen Prämissen auszulegen und den in diesem „Erstlingswerk” vorgelegten Gedanken Pauli einen Ort im Denken der sog. „proto-paulinischen Schriften” zu geben. Gleichzeitig darf aber auch die Polemik, die wir in 1 Thess 2,14-17 vorfinden, in dieser Vorlesung nicht ausgeblendet werden, zumal in diesem WiSe der Schwerpunkt unserer Fakultät auf dem Thema „Antijudaismus” bzw. „-semitismus” liegt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2024/25