Diana Scultori (1547-1612) ist eine der wenigen bekannten Druckgrafikerinnen der Renaissance, die unter ihrem eigenen Namen zu Lebzeiten kommerziell erfolgreich war. In seiner zweiten Auflage der Viten berichtet auch Giorgio Vasari über die Künstlerin: Es sei eine „cosa maravigliosa”, dass er neben ihrem talentierten Vater und Bruder auch „eine Tochter namens Diana” antrifft, die „auch so gut sticht und ihre Werke, die wunderschön sind, haben mich in Erstaunen versetzt”. Das Seminar bietet Ihnen einen Überblick über das umfangreiche Wirken und Werk der Kupferstecherin.

Wie seit dem frühen 16. Jahrhundert üblich, besteht auch Diana Scultoris Oeuvre aus Reproduktionsgrafiken, d.h. aus Kupferstichen, die auf Vorlagen anderer Künstler*innen zurückgehen. Reproduzieren meint jedoch nicht das bloße „Abkupfern” von bereits Bestehendem, sondern beschreibt im späten 16. Jahrhundert einen vielfältigen künstlerischen Prozess, der verschiedene beteiligte Personen, Vorlagen, Motive und Formen umfasst. Das Spektrum der Reproduktionsgrafik reicht dabei von exakten Kopien bis hin zu innovativen Bildprogrammen. Zudem überführen Künstler*innen wie Diana Scultori Kunstwerke durch ihre Reproduktionen in völlig neue Funktionskontexte.

 

Ziel des Seminars ist es, Ihnen vom Werk Diana Scultoris ausgehend eine Einführung in diese Vielfalt der Reproduktionsgrafik zu bieten. Durch werkbasierte Analysen verorten wir die Künstlerin und ihr Oeuvre im Netzwerk der Reproduktionsgrafik des späten 16. Jahrhunderts in Italien. Dabei werden wir auch ihren Status als Künstlerin in diesem sozialhistorischen Gefüge diskutieren. Das Seminar soll Sie an Frage- und Problemstellungen zu Gender-Aspekten im kunsthistorischen Diskurs zu Künstlerinnen der frühen Neuzeit und ihren Werken heranführen und für diese sensibilisieren.

Neben diesem thematischen Fokus bietet Ihnen das Seminar eine umfassende Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Außerdem ist für die Auseinandersetzung mit Reproduktionsgrafik ein detaillierter Bildvergleich von Vor-/ Urbild und Reproduktion unerlässlich, weshalb dieser im Seminar intensiv erprobt wird.

 

Montags, 12-14 Uhr c.t., DPL23.110

Beginn: 07.10.2024, Einführung und Referatsvergabe

Voraussetzungen für den Scheinerwerb: Regelmäßige Teilnahme, Referat und Hausarbeit

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2024/25