Die Savoyer waren neben den brandenburgischen Hohenzollern die einzige Dynastie, der in den von scharfer Hof- und Staatenkonkurrenz sowie zahlreichen kriegerischen Konflikten gekennzeichneten Jahrzehnten um 1700 der Aufstieg zur königlichen Würde gelang. Diese Rangerhöhung war das Ergebnis jahrzehntelanger Bemühungen, die unter Herzog Carlo Emanuele I. im frühen 17. Jahrhundert begannen und mit der Erhebung Vittorio Amedeos II. zum König von Sizilien 1713 zum Ziel führten. Die Stadt Turin, die erst 1563 zur Hauptstadt des beiderseits der Alpen gelegenen Herzogtums Savoyen geworden war, ist ein Spiegel dieser Bemühungen: Während dieses Prozesses und mehr noch nach dem Erhalt der Königswürde selbst erfolgte der Ausbau Turins zu einer Residenzstadt europäischen Formats, die mit ihren urbanen Strukturen sowie ihren Kirchen, Palästen und umliegenden Schlössern den angepeilten königlichen Rang antizipieren, plausibel machen und bestätigen, ihm Glaubhaftigkeit und Evidenz verleihen konnte. Das Seminar zeichnet wesentliche Etappen und Facetten dieses vielgestaltigen Prozesses nach, fragt nach den Strategien der Akteure – der Auftraggeber wie der Künstler, zu denen mit Guarino Guarini und vor allem Filippo Juvarra zwei der wichtigsten europäischen Barockarchitekten zählten – und richtet besonderes Augenmerk auch auf Kulturtransfer und europäische Verflechtungen.
Die Exkursion, die vom 23.-30.09.24 stattfindet, wird die im Seminar gewonnenen Erkenntnisse anhand der eingehenden Analyse ausgewählter Objekte und städtischer Ensembles in und um Turin vertiefen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024