Als literaturwissenschaftliche Kategorie wird das Absurde meist mit dem Theater des Absurden in Verbindung gebracht, worunter M. Esslin in seinem Buch dieses Titels (1961) die mit dem Existentialismus in Beziehung stehenden Dramen vor allem E. Ionescos und S. Becketts bezeichnet hatte. Allerdings ist in der Forschung eine längere Traditionsreihe des Absurden oder absurdistischer Darstellungspraktiken geltend gemacht worden, die teils bis zu Aristophanes zurückgeführt werden, im Allgemeinen aber zumindest bis zu Alfred Jarrys Ubu Roi (1896). Ein Schwerpunkt des Seminars soll auf den in der Zeit des Sozialismus in der Tschechoslowakei (Václav Havel, Ivan Klíma) und in Polen (Slawomir Mrozek) entstandenen Theaterstücke liegen, die einen von Totalitarismus geprägten und insofern absurden Alltag entlarven. Gerade in der tschechischen Literatur fungieren dabei auch die Werke Franz Kafkas als Referenzpunkte. Zu fragen ist insofern nach der Tragweite und -fähigkeit des Begriffs Absurde sowie nach dem Verhältnis zwischen der existentiellen und der poetologischen Dimension des Begriffs.

Literatur: Neil Cornwell: The absurd in literature. Manchester, New York 2010.

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