Michel Foucault (1926-1984) hat sich selbst nicht als Philosoph in einem klassischen Sinne verstanden. Und auch unter den Philosoph:innen von heute bleibt umstritten, ob er als ein solcher zu situieren ist. Und trotzdem ist Foucault als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts für die sowohl systematischen als auch historischen Fragestellungen von Philosoph:innen aller Schattierungen implizit oder explizit relevant und prägend. Anknüpfungspunkte hierzu liefern seine radikalen Befragungen von philosophischen Selbstverständnissen aus der Perspektive eines Archäologen und Genealogen, eines Ethnografen der Kultur oder auch eines kritischen Theoretikers der ethischen Selbsttechniken. Ihm ging es immer darum, über methodisch sehr spezifische Weisen die Problemstellungen der Gegenwart vor dem Hintergrund ihrer Geschichte zu begreifen, und Philosophie als ein Diagnoseinstrumentarium auch im Kontext ihrer eigenen disziplinären Rückbezüge zu etablieren. Foucaults grundlegende Idee, dass nicht nur unser Wissen, sondern auch unser Denken durch und durch historisch und durch Kontingenz – und nicht durch Ahistorizität und Notwendigkeit – geprägt ist, trifft somit in besonderer Weise auf die Philosophie selbst zu.
In diesem Seminar wollen wir vor dem Hintergrund der mit diesen Weichenstellungen einhergehenden Neubestimmungen von theoretischen Aufgabenfeldern Foucaults Rezeption und Interpretation von historischen Philosophemen exemplarisch in den Blick nehmen. Hierzu sollen einschlägige Vorträge und Vorlesungen von Foucault zu Kant, Nietzsche sowie antiken Philosophien gemeinsam gelesen und analysiert werden, wie beispielsweise:
- ‚Was ist Kritik?‘ sowie ‚Was ist Aufklärung?‘ zum Kritikbegriff und Aufklärungskonzept von Immanuel Kant;
- ‚Nietzsche, die Genealogie, die Historie‘ zur genealogischen Methode in Nietzsches später Moralkritik;
‚Hermeneutik des Subjekts‘ zu ethischen Selbsttechniken im Ausgang von der antiken Philosophie.
- Lehrende/r: Nicola Mühlhäußer
- Lehrende/r: Christian Thein