Zusammenfassung


Geschlechter, Geschlechterordnungen und -normen sind höchst umkämpfte Phänomene gegenwärtiger und vergangener Gesellschaften, die im Nexus (supra-)staatlicher Regierungs- und Regulierungsweisen, unterschiedlicher politischer Mobilisierungen und alltäglichen Praktiken verhandelt werden. Politikwissenschaftliche Geschlechterforschung untersucht diese Politiken der Geschlechterverhältnisse und ist gleichzeitig bestrebt Geschlechterverhältnisse zu politisieren.

 

Das Einführungsseminar bietet einen Überblick über zentrale theoretische und empirische Befunde zu Persistenz und Wandel der Geschlechterverhältnisse. Fragen, die dabei behandelt werden, sind z.B. der Wandel von Geschlechterleitbildern, Angleichungen der Lebenssituation verschiedener Geschlechter sowie fortbestehende Ungleichheiten nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der Geschlechtergruppen. Dabei soll ein kritischer Blick auf die gesellschaftlichen Vorstellungen von Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität geworfen sowie Perspektiven postkolonialer Kritik einbezogen werden.


Zudem führt das Seminar in Fragestellungen und Kontroversen der feministischen Politikwissenschaft ein und wirft damit einen (geschlechter-)kritischen Blick auf das Fach: Inwiefern sind z.B. politische Theorien an männlichen Normen und einer heterosexuellen Gesellschaftsorganisation orientiert? Wie ändert sich der Blick auf die Funktionsweise von Demokratien, wenn man nach den faktischen Partizipationsmöglichkeiten aller Geschlechter und der an Öffentlichkeit orientierten Vorstellung von Politik fragt? Was haben politische Ökonomie und internationale Beziehungen mit Geschlechterverhältnissen und sexuellen Politiken zu tun? Was bedeutet ein kritischer Blick auf Geschlechterverhältnisse für das Wissenschaftsverständnis und den methodischen Zugriff auf den Forschungsgegenstand?


Arbeitsweise

Ein Seminar lebt von der Beteiligung aller Anwesenden. Die Inhalte werden nicht von der Dozent*in vorgetragen, sondern in gemeinsamen Diskussionen erarbeitet. Eine Vorbereitung auf die Seminarsitzung ist deshalb unerlässlich. Hierfür werden Lese- und Rechercheaufgaben zur Verfügung gestellt. Zum Erproben wissenschaftlichen Arbeitens wird im Laufe des Semesters ein Exposé für eine Hausarbeit erarbeitet.



Studienleistung: Hausarbeitsexposé
Prüfungsleistung: Hausarbeit



Lektüre zur Einstimmung

Ayoub, Phillip M (2022): Not that niche: making room for the study of LGBTIQ people in politicalscience. European Journal of Politics and Gender 5, Nr. 2: 154–72.

Ludwig, Gundula (2023): Feministische Politikwissenschaft als demokratisierende Haltung. In: Bloemen, Henrike u.a. (Hrsg.): Machtverhältnisse. Kritische Perspektiven auf Geschlecht und Gesellschaft. Politik der Geschlechterverhältnisse, Band 63. Frankfurt am Main/New York: Campus Verlag, S. 33–47.

Sauer, Birgit (2017): Engel der Geschichte. Ein Rückblick auf die Zukunft feministischer Politikwissenschaft. In: Femina Politica– Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft 26, S. 117–127.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2024