Zusammenfassung

Seit Mitte der 2010er Jahre häufen sich weltweit Mobilisierungen gegen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt und Gleichstellungspolitiken. Ihre Hauptziele sind sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung, LGBTI*Q-Rechte, geschlechtliche und sexuelle Bildung, Gesetzgebungen und Regelung gegen verletzende Sprache und Diskriminierung – sowie ein heterogenes Feld, das mit dem Begriff „Gender“ assoziiert ist (Gender Studies, Gender Mainstreaming, Kampagnen gegen geschlechtsbasierte Gewalt etc.).


Antifeminismus und anti-queere Ideologien gehören zu den gegenwärtigen „‚Krisen‘-Diskursen mit gesellschaftsspaltendem Potential“ (Henninger/Birsl 2020). Sie sind nicht nur Teil bzw. Kern (extrem) rechter Politiken und konservativer, populistischer Kampagnen, sondern finden sich auch in sich selbst als emanzipatorisch verstehenden Debatten und Positionierungen. Als Brückenideologie fungieren sie als Legitimierung von geschlechter- und sexualitätspolitischen Backlashes wie zur Durchsetzung und Festigung eines autoritären Neoliberalismus oder anderer autoritärer Regierungsweisen. Ihre Deutungen sexueller und geschlechtlicher Politiken prägen teilweise die öffentlichen Debatten zum Themenfeld.


Das Seminar bietet einen Raum zur Auseinandersetzung mit diesem aktuellen Phänomen und dessen Bedrohungspotential für demokratische Gesellschaften. Dabei werden sowohl theoretische Einordnungen der beschriebenen Mobilisierungen als auch empirische Befunde diskutiert, die die lokale und globale Dimension von Antifeminismus und anti-queerer Ideologie analysieren und veranschaulichen. Vorkenntnisse im Bereich politikwissenschaftlicher Geschlechterforschung, LGBTI*Q Studies, Bewegungsforschung und/oder Demokratietheorie sind für die Teilnahme hilfreich.


Arbeitsweise

Das Seminar basiert auf der Lektüre aktueller Forschungsliteratur, die gemeinsam im Seminar erarbeitet und reflektiert wird. Vorbereitete Diskussionsfragen tragen zur Strukturierung der Diskussion bei. Vorschläge für inhaltliche Ergänzungen sind willkommen.


Studienleistung: Diskussionsfragen (zu 3 Sitzungen)
Prüfungsleistung: Hausarbeit


Literatur zur Einstimmung

Beck, Dorothee/ Habed, Adriano José/ Henninger, Annette (2024): Blurring Boundaries – ‘Anti-Gender’ Ideology Meets Feminist and LGBTIQ+ Discourses. Opladen/Toronto: Barbara Budrich.

Henninger, Annette/Birsl, Ursula (2020) (Hrsg.): Antifeminismen: ’Krisen’-Diskurse mitgesellschaftsspaltendem Potential?, Bielefeld: Transcript.

Möser, Cornelia, Jennifer Ramme, und Judit Takács (2022) (Hrsg): Paradoxical Right-Wing Sexual Politics in Europe. Cham: Springer.

Paternotte, David (2022): Anti‐gender Movements. In: Donatella Della Porta, Bert Klandermans, Doug McAdam, und David A. Snow (Hrsg.): The Wiley-Blackwell Encyclopedia of Social and Political Movements, 1. Aufl., 1–3. Wiley.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024