Auch wenn man sich ausdrücklich von ihr distanzieren will, bleibt man gerade dadurch auf sie fixiert: Der gerade herrschenden Mode kann sich kaum jemand entziehen. Zumal es sie in nahezu jeder Kulturpraxis gibt, selbst in der Philosophie, in der Moden oft genug als oberflächlich kritisiert wurden, gibt es Modethemen. Besonders für die kulturelle Praxis des Sich-Kleidens sind die Mode und deren Wandel so bedeutungsvoll, dass das Wort „Mode“ meist sogar synonym mit „Kleidermode“ verwendet wird. Letztere ist ein besonders schillerndes Phänomen: Auf der einen Seite glänzen die handgefertigten und maßgeschneiderten, mit einem künstlerischen Anspruch verbundenen Einzelstücke der Haute Couture, auf der anderen Seite erkennen wir in Fast Fashion, die deren Trends kopiert, immer deutlicher die sozial und ökologisch problematischen, dunklen Seiten des Modewandels.
Die Mode lässt sich unter den verschiedensten Gesichtspunkten analysieren und diskutieren und ist daher Gegenstand verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen: Wie ist der Begriff der Mode gegen verwandte Begriffe abzugrenzen? Unter welchen sozialen Bedingungen entwickeln sich Moden? Was sind ihre normativen Implikationen? Was bestimmt ihre Dynamik? Welche Rolle spielt das Geschlechterverhältnis für die Mode? Welche Funktion hat die Kommunikation über Mode (einschließlich der bildlichen Kommunikation z.B. in der Modefotografie) für deren Konstitution?
Im Seminar wollen wir philosophische Texte diskutieren, die hierauf eine Antwort suchen, und zur Überprüfung immer wieder auch einen Seitenblick auf die Welt der (Kleider-)Mode selbst werfen. Im Seminar sind sowohl Modemuffel wie auch Fashion Victims willkommen: Hauptsache, Sie wollen genauer verstehen, was es mit dem Objekt ihrer Abneigung bzw. ihres Begehrens auf sich hat. Die im Seminar besprochenen Texte werden zu Beginn der Veranstaltung bekannt gegeben und zugänglich gemacht.
- Lehrende/r: Sibille Mischer