Schon kurz nach ihrer Publikation im Jahr 1613 erfreuten sich Cervantes’ zwölf Novelas ejemplares großer Popularität. Im poetologisch relevanten Prolog verweist der Autor auf die Neuheit seiner Erzählungen im Kontext der kastilischen Sprache und Literatur. Er behauptet deren Unabhängigkeit von literarischen Vorbildern (wie etwa der italienischen Novellistik) und unterstreicht ihren moralischen Nutzen. Die jüngere Forschung geht hinsichtlich der Cervantinischen Novellensammlung von einem Bruch aus. Joachim Küpper merkt an: „Sein besonderes Interesse gewinnt das Corpus der Cervantinischen Novellen dadurch, daß der diskursive Bruch, der Spätrenaissance und Frühe Neuzeit trennt, gewissermaßen durch diese Sammung geht.” – Die prononcierte These von zwei konträren Novellentypen, wonach einem nach dem Strukturmodell des ‚unerhörten Ereignisses’ modellierten idealisierend-märchenhaften Typus ein die Realität spiegelnder anti-illusionistischer Typus gegenüber steht, soll im Seminar beispielhaft an folgenden Novellen und in Anwendung unterschiedlicher literatur- und kulturwissenschaftlicher Ansätze diskutiert werden: „La gitanilla”, „Rinconete y Cortadillo”, „La española inglesa”, „El licenciado Vidriera”, „La fuerza de la sangre”, „El celoso extremeño”, „El casamiento engañoso y El coloquío de los perros”.

Eine Auswahl-Bibliographie wird zu Semesterbeginn zur Verfügung gestellt.

Eine verlässliche Textgrundlage bietet folgende Taschenbuchausgabe: Novelas ejemplares, hrsg. von Harry Sieber, 2 Bde. Madrid: Cátedra 1994.

(Eine neuere Ausgabe wurde von Jorge García López herausgegeben: Real Academia Española, Madrid 2018).

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2023/24