Schriftsteller und ihre Werke sind Landschaften und französischen Regionen verbunden. Die Art und Weise, wie sich fiktive und reale Räume in der Literatur durch landschaftliche Beschreibung, geopolitische Reflexion und Metapher ausbilden, steht im Mittelpunkt der Vorlesung. Den Stud. sollen dabei sowohl landeskundliche als auch literarische Kenntnisse über „la France [qui] a toujours vécu d’une tension entre l’esprit national et le génie des pays qui la composent“ (Mona Ozouf), vermittelt werden. Die Entdeckung der Kategorie ‚Landschaft‘ und die kartographische Erschließung Frankreichs seit dem 16. Jahrhundert werden ebenso vorgestellt wie die langsame und fortlaufende Erschließung der Welt durch die Besteigung von Bergen – wie der des Mont Ventoux durch Francesco Petrarca, datiert auf das Jahr 1336 – oder die Erkundung des Raumes durch Wanderung oder Spaziergang, wie sie mit Gustave Flauberts Reisebericht Par les champs et par les grèves und den Werken von Jean-Jacques Rousseau, Les Rêveries du promeneur solitaire, und Marcel Proust, À la recherche du temps perdu, vorliegen. Landschafts­beschreibungen im 19. Jahrhundert stehen im Kontext der Erfindung der „voyages pittoresques“ und der „lieux de mémoire“, der zunehmenden Industrialisierung, der Erfindung der Photographie und der Malerei im Freien sowie der neuen Landschaftsmalerei als eigener Gattung. Die zunehmende Mobilität durch beschleunigte Verkehrswege seit dem 19. Jahrhundert durch Eisenbahn- und Straßennetz macht einem größeren Publikum die französischen Regionen in touristischer Erschließung zugänglich und führt u.a. mit der Bäderkultur zu neuen Landschaftserfahrungen und ihrer zeichenhaften Erschließung, wie sie u.a. Raymond Depardon fotografisch oder Michel Houellebecq in La Carte et le territoire festhalten.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2023/24