Im Alltag brauchen wir vertrauenswürdige Informationen, um gute Entscheidungen treffen zu können: Das fängt beim Kauf von alltäglichen Produkten an, geht über politische Wahlen bis hin zu Fragen der persönlichen Gesundheit, z.B. bei der Suche nach geeigneten Ärzten oder der Nutzung von Medikamenten. Man spricht hier vom sog. „epistemischen Prozess“ – also dem Weg zu Wissen und Verständnis.

 

Gerade in Krisenzeiten stellen sich hier zentrale Fragen: Wie gelangen wir an Wissen über Geschehnisse – und auf welche Quellen können wir vertrauen? In der journalistischen Praxis haben sich epistemische Prozesse professionalisiert. Dieser professionelle Journalismus ist aber längst nicht mehr die einzige Quelle in diesem Prozess. Soziale Medien haben unseren Zugang zu Informationen, aber auch umgekehrt den Zugang potentieller Quellen zu uns massiv erleichtert. Zu diesen Informationsquellen gehören Freunde, Bekannte, Prominente, Influencer:innen, Verschwörungsideolog:innen, Populist:innen, Pseudo-Wissenschaftler:innen und alternative Medien.

 

Wir beschäftigen uns in diesem Seminar daher nicht allein mit den ‚traditionellen‘ Informationsquellen, sondern vor allem mit den “neuen epistemischen Autoritäten”, die ihr ganz eigenes Verständnis von Informationsvermittlung, Wissen oder ‚Realität‘ haben. Mit Literatur aus der Psychologie und verwandten Sozialwissenschaften, aber auch mit aktuellen Studien aus der Kommunikationswissenschaft nähern wir uns Fragen wie zum Beispiel: Wer sind die neuen epistemischen Autoritäten? Wie funktionieren Argumente neuer epistemischer Autoritäten und wie tragen sie zur Verbreitung von (Des-)Informationen bei? Wie unterscheiden sich epistemische Prozesse im Journalismus von denen neuer epistemischer Autoritäten?

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2023/24