„Was macht das gute Leben aus?“

 

Diese Frage klingt ähnlich groß, individuell und nahezu unbeantwortbar wie die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wie sollte man darauf eine gesellschaftliche Antwort finden, so mögen viele denken, wenn jedes Individuum eigene Präferenzen und Einstellungen, einzigartige Sozialisationen und Perspektiven hat? Wie soll es möglich sein, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen? Mehr noch, warum sollte man es überhaupt versuchen?

 

In Anbetracht vermeintlich individueller Präferenzen werden derartige Fragen von politischen Akteuren weitestgehend in die private Sphäre gedrängt, aus Angst vor dem Protest von Wähler*innen, die den Vorwurf von Paternalismus oder gar Umerziehung laut machen. Dies sollte jedoch nicht von ihrer gesellschaftlichen Relevanz in einer Welt ablenken, die von Ungleichheit und sich verknappenden Ressourcen und Lebensräumen geprägt ist. Tatsächlich stellt sich vor diesem Hintergrund dringlicher denn je die Frage, wie das gute Leben für alle aussehen kann und wie wir es kollektiv erreichen können.

 

 

Diesen und weiteren Fragen widmen wir uns im Rahmen dieses studentischen Seminars. Dafür setzen wir uns zunächst ausführlich mit der besonderen Relevanz des Themas in unserer heutigen Zeit auseinander und nehmen dabei eine kritische Perspektive auf planetare Grenzen, Konsum und Eigentum sowie sozio-ökonomische Ungleichheit ein. Anschließend widmen wir uns diversen subjektiven und objektiven Ansätzen der Philosophie des guten Lebens. Wir blicken mit unterschiedlichen Perspektiven auf die Chancen der Betrachtung und Umsetzung des guten Lebens für alle (z.B. Gerechtigkeit, Freiheit, Verhältnis zu Zeit). Im letzten Teil des Seminars werden wir praktisch tätig: Als kleines deliberatives Forum diskutieren wir auf Grundlage dessen, was zuvor erlernt wurde, was das gute Leben für alle ausmacht und wie wir es erreichen können.

 

Wie wir im Laufe des Seminars lernen werden, vollzieht sich soziale Veränderungen in alle Richtungen und beginnt schon im ganz Kleinen. Jede Diskussion und jeder Beitrag dazu ist wertvoll. Diese Überlegung steht am Anfang und am Ende des Seminars.

 

 

Einstiegsliteratur:

Di Giulio, A. and Defila, R. (2019) “The ’good life’ and Protected Needs”, in Kalfagianni, A., Fuchs, D., and Hayden, A. (Hrsg.) Routledge Handbook of Global Sustainability Governance. London: Routledge. S. 100–114.

Fuchs, D., Sahakian, M., Gumbert, T., Di Giulio, A., Maniates, M., Lorek, S. & Graf, A. (2021) Consumption Corridors. Living a Good Life within Sustainable Limits. London, New York: Routledge.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24