Das deutsche demokratische System befindet sich in stetigem Wandel. Während demokratische „Innovationen“ wie die dialogorientierte (oder auch deliberative) Bürgerbeteiligung deutlich an Bedeutung gewonnen haben und sich viele Kommunen beispielsweise durch die Einrichtung von Bürgerräten diesem Beteiligungstrend anschließen, wird etwa die vergleichsweise traditionelle Wahlbeteiligung sowohl auf kommunaler, nationaler als auch EU-Ebene immer weniger in Anspruch genommen. Trendentwicklungen lassen sich auch im Hinblick auf die Frage feststellen, wer sich (wie und in welcher Intensität) politisch beteiligt. Vor allem Gruppen mit sozioökonomisch niedrigerem Status (d.h. mit geringeren Einkommen und niedrigeren Bildungsabschlüssen) scheinen über alle Beteiligungsformen hinweg zunehmend benachteiligt zu sein. Dabei beteiligen sie sich nicht nur weniger häufig als andere soziale Gruppen, auch die Responsivität politischer Akteure (unabhängig von der Parteizugehörigkeit) ihnen gegenüber ist geringer als die Responsivität gegenüber Gruppen mit höherem sozioökonomischem Status (Schäfer 2015). Die Einordnung aktueller Trendentwicklungen führt in der politikwissenschaftlichen Debatte so weit, dass die Frage nach einer „Krise der Demokratie“ bzw. insbesondere einer „Krise der repräsentativen Demokratie“ im Raum steht.

 

Was bedeuten diese Entwicklungen für den Umgang mit gegenwärtigen politischen Herausforderungen? – Mit besonderer Dringlichkeit stellt sich diese Frage hinsichtlich des Umgangs mit der Klimakrise und ihren sozial-ökologischen Folgen. Wie muss das demokratische System gestaltet sein, um möglichst gute Rahmenbedingungen für die Bewältigung der Klimakrise und ihrer Folgen zu bieten? Der Standardkurs „Demokratie für Nachhaltigkeit? Mitbestimmung im demokratischen Systems Deutschlands“ widmet sich dieser Fragestellung mit besonderem Fokus auf dialogische Bürgerbeteiligung als vergleichsweise neue Beteiligungsform. Anliegen des Standardkurses ist, dialogische Beteiligung nicht nur als isoliertes Instrument der Nachhaltigkeitsgovernance zu betrachten, sondern als „demokratische Innovation“ in den Kontext der Entwicklung des demokratischen Systems zu stellen. Welche Potenziale bietet dialogische Bürgerbeteiligung – auch im Zusammenspiel mit anderen Formen demokratischer Beteiligung und Einflussnahme, um eine Nachhaltigkeitstransformation voran zu bringen? Welche Hürden sind zu nehmen?

 

Organisatorisches: Der Standardkurs ist auch für die Allgemeinen Studien geöffnet. Studierende aus den Allgemeinen Studien können maximal 2 Leistungspunkte erwerben. Wenn Sie den Kurs im Rahmen der Allgemeinen Studien besuchen möchten, melden Sie sich bitte formlos per Mail an (lena.siepker@uni-muenster.de). Die ersten fünf Personen erhalten einen Platz.

 

 

Leistungsanforderung: Neben der Teilnahme an den Kursterminen wird die Lektüre vorbereitender Texte erwartet.

 

Studien- und Prüfungsleistung: Studierende aus den Allgemeinen Studien können max. 2 Leistungspunkte durch die Einreichung einer kreativen Zusammenfassung einer Seminareinheit (kein/e Standard-Essay oder -Präsentation) und eines Essays (Umfang: 2-3 Seiten) erwerben. Für Studierende, die den Standardkurs nicht über die Allgemeinen Studien besuchen, besteht die Studienleistung in der Einreichung einer kreativen Zusammenfassung einer Seminareinheit (kein/e Standard-Essay oder -Präsentation) und eines Essays (Umfang: 2-3 Seiten) und die Prüfungsleistung in einer Hausarbeit (einzureichen bis zum 31.03.2024) nach Maßgabe der Prüfungsordnung.

 

 

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24