Ist von Experimentaldesigns in wissenschaftlichen Studien die Rede, so denken viele Menschen vermutlich zunächst an medizinische Studien, bei denen eine Gruppe von Proband*innen ein neues Arzneimittel erhält, während eine Kontrollgruppe mit einem Placebo versorgt wird, um die Wirksamkeit des neuartigen Präparats (im Vergleich mit der Kontrollgruppe) zu überprüfen (für ein aktuelles Beispiel: https://tinyurl.com/yte65ykj).
Aber auch in der Kommunikationswissenschaft spielen laborexperimentelle Forschungsdesigns eine wichtige Rolle – insbesondere in medienpsychologischen Wirkungsstudien. Ziel und Stärke des laborexperimentellen Designs ist die Möglichkeit des Kausalschlusses, also das Zurückführen einer Wirkung auf den Stimulus als Ursache. „Damit eine explanative Studie einen eindeutigen Kausalschluss zulässt, müssen mindestens zwei Untersuchungsgruppen gebildet und unterschiedlich behandelt sowie schließlich hinsichtlich der interessierenden Wirkungen verglichen werden (Experimentalgruppe vs. Kontrollgruppe). Bei einem Experiment wird dabei mit exakt vergleichbaren Gruppen gearbeitet (durch zufällige Zuordnung der Untersuchungsobjekte zu den Gruppen: Randomisierung).” (Döring & Bortz, 2016, S. 193). In kommunikationswissenschaftlichen Studien kommen in der Regel Medieninhalte (z.B. journalistische Berichte, unterhaltende Inhalte, nutzergenerierte Posts in den Sozialen Medien) als Stimulusmaterial zum Einsatz. Diese werden dabei hinsichtlich der interessierenden abhängigen Variablen gezielt manipuliert, sodass verschiedene Untersuchungsgruppen gebildet werden können. Ziel ist der Nachweis eines Einflusses der Manipulation auf verschiedene abhängige Variablen wie z.B. die Glaubwürdigkeit oder die Zahlungsbereitschaft.
Im Seminar werden wir uns den gesamten Arbeitsprozess einer laborexperimentellen Studie gemeinsam (im Plenum und/oder in kleinen Arbeitsgruppen) erarbeiten und in einer kleinen Fallstudie praktisch anwenden. Diese Arbeitsschritte umfassen unter anderem die Konzeptionierung des Forschungsdesigns, die Erstellung des (manipulierten) Stimulusmaterials, die Konstruktion des Fragebogens (inkl. Skalenkonstruktion für latente Variablen, Prüfung der Manipulation sowie der Randomisierung und der Aufmerksamkeit der Proband*innen), die Datenbereinigung und die statistische Datenanalyse. Als Prüfungsleistung wird ein Bericht zur durchgeführten Fallstudie angefertigt.
Die Seminarsprache ist Deutsch. Da im Seminar allerdings auch internationale Fachliteratur zum Einsatz kommt, wird die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte vorausgesetzt.
Achtung: Da der Dozent in die Einführungswoche für die Erstsemester im Bachelor eingebunden ist, beginnt das Seminar erst am 16.10.23.
- Lehrende/r: Lars-Ole Wehden