2) Kompromissloser Zweifel an Paulus. Geschichte, Leistungen und Grenzen der „Dutch Radical School“ (2 SWS)

 

Termin: Montag, 18-20 Uhr

 

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert machte eine lose verbundene Gruppe niederländischer Gelehrter innerhalb wie außerhalb des klassischen Universitätsbetriebs dadurch auf sich aufmerksam, dass sie bestritt, auch nur ein einziger der unter dem Namen des Apostels Paulus im Neuen Testament überlieferten Briefe sei von diesem selbst verfasst worden. Diese Position der sogenannten „Radikalkritik“ (oder eben „Dutch Radical School“), die als Fundamentalangriff auf den literarischen Kernbestand des Christentums verstanden wurde, konnte sich letztlich nicht durchsetzen und wird in der gegenwärtigen Paulusforschung so gut wie gar nicht vertreten. Dennoch wirft ihre Entstehung und Entwicklung ein erhellendes Schlaglicht auf Aspekte der europäischen Wissenschaftsgeschichte, die auch heute noch von Relevanz sind.

Die von der Katholisch-Theologischen Fakultät und dem Zentrum für Niederlande-Studien gemeinsam angebotene Lehrveranstaltung verbindet die Perspektive der Geschichtswissenschaften und der Niederlande-Studien bzw. der Niederlandistik einerseits mit der Perspektive der neutestamentlichen Bibelwissenschaft anderseits und ermöglicht es, im experimentellen Gespräch der Disziplinen einen multiperspektivischen und interdisziplinären Blick auf ein komplexes und spannendes wissenschaftsgeschichtliches Phänomen zu gewinnen. Durch die Einbeziehung von internationalen Gastdozierenden besteht überdies die Möglichkeit, direkt mit der vielfältigen gegenwärtigen Forschung zum Thema in Kontakt zu treten.

 

Anmerkung: Die Lehrenden berücksichtigen die unterschiedlichen Voraussetzungen der Teilnehmenden aus den beiden beteiligten Fächern in Planung und Durchführung der Lehrveranstaltung. Für die Teilnahme ist weder die Kenntnis des Niederländischen noch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten religiösen Gemeinschaft Voraussetzung. Bei Fragen zu Ablauf und Inhalt der Lehrveranstaltung sowie zur Absprache möglicher Prüfungsangebote kontaktieren Sie gerne direkt Prof. Dr. Wolfgang Grünstäudl (gruenstaeudl@uni-muenster.de) oder Prof. Dr. Jacco Pekelder (jacco.pekelder@uni-muenster.de).

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023