In der Geschichte gab es unzählige politische Gemeinschaften. Gibt es eine Ordnung, die im menschlichen Bewusstsein zu verorten ist und an den symbolischen Ausdrücken der politischen Gemeinschaften in der Geschichte erkennbar wird? Eric Voegelin war davon überzeugt, dass sich eine derartige Ordnung ausmachen lässt und legte mit "Das Ökumenische Zeitalter" (Teil 1: Die Legitimität der Antike; Teil 2: Weltherrschaft und Philosophie) und "Auf der Suche nach Ordnung" Werke vor, die fundamentalen Fragen der Soziologie, Politikwissenschaft sowie Geschichts- und Bewusstseinsphilosophie nachgehen und nicht zuletzt aufgrund der (werkimmanenten) theoretischen Wende als die zentralen Texte seines Gesamtwerkes betrachtet werden können. Gefragt wird nach der Entstehung historischen Bewusstseins und Handelns (Historiogenesis), nach dem Expansionsdrang politischer und religiöser Gemeinschaften (bis hin zum Versuch der Weltherrschaft: Ökumene im Sinne des Weltkreises) und nach der existentiellen Bedeutung des Zusammenhangs zwischen philosophischen, theologischen und politischen Ideen und sozio-kulturellen Ordnungen. Bemerkenswert an Voegelins Darstellung ist u.a. die Überwindung eurozentrischer Enge: gezielt werden etwa europäische mit chinesischen Verhältnissen verglichen, um einen kulturübergreifenden Ansatz zu entwickeln. Im Seminar werden wir Ausschnitte aus den drei genannten Bänden lesen und diskutieren. Jene Lektüre wird durch einen Blick auf die geisteswissenschaftliche Rezeption und soziologische Einordnungen ergänzt. Vor allem soll die Bedeutung des Werkes für die Kultur- und Religionssoziologie herausgestellt werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023