Als heroisches Zeitalter im engeren Sinne würde man jenen Zeitraum beschreiben, in dem mythologische Geschichten angesiedelt sind, für Skandinavien also die Zeit eines Sigurðr Fáfnisbani und Þiðrekr af Bern, kurz: die Zeit der Heldenlieder und Fornaldarsögur. Betrachtet man das Erzählen von Geschichte(n) aus einem anthropologischen Blickwinkel, so werden mehrere Facetten eines Heroenzeitalters sichtbar, auf das sich normative und formative Geschichten beziehen. So entwerfen die Isländersagas das Bild einer abgeschlossenen, länger zurückliegenden „Sagazeit”, und auch andere Genres wie die Königssagas versehen die Übergangszeit vom Heidentum zum Christentum (10./11. Jh.) und ihre Protagonisten mit besonderen Eigenschaften. Auf diesem Bild „heroischer” Vergangenheiten fußt auch der moderne Mythos vom „Wikinger”.
Im Seminar wenden wir uns der literarischen Konstruktion dieser Heroenzeitalter im Mittelalter zu. Im Mittelpunkt stehen dabei die verschiedenen Genres (Eddalieder, Fornaldarsögur, Íslendingasögur, Konungasögur, lateinische Chroniken, Märchen- und Abenteuersagas) und ihre Gesetzmäßigkeiten sowie die verschiedenen Zugänge der Forschung zu dieser besonderen, identitätsprägenden Schicht der Literaturgeschichte.
Es wird um Anmeldung im Learnweb bis zum 24.03. gebeten.
Einführende Literatur:
- Altnordische Philologie. Norwegen und Island, hrsg. von Odd Einar Haugen, Berlin/Boston 2007.
- Victor Millet: Germanische Heldendichtung im Mittelalter. Eine Einführung, Berlin/Boston 2008.
- The Legendary Sagas. Origins and Development, hrsg. von Annette Lassen, Agneta Ney und Ármann Jakobsson, Reykjavík 2012.
- Kurt Schier: Sagaliteratur, Stuttgart 1970.
- Lehrende/r: Roland Scheel