Kaiser Herkleios gehört zweifellos zu den Schlüsselgestalten der byzantinischen Geschichte: in seine Herrschaft fällt die dramatische finale Konfrontation mit den persischen Sasaniden, welche über viele Jahrhunderte das Bild des Herakleios als Retter des ‚wahren Kreuzes‘ prägen sollte. Dem Sieg über die Perser stehen freilich die dramatischen dauerhaften Territorialverluste des Imperiums an die neue arabisch-islamische Herrschaftsformation ebenso gegenüber wie der theologische Konflikt um den sogenannten Monotheletismus, der zumindest die kirchliche Einheit des verbleibenden Imperiums im 7. Jahrhundert nachhaltig in Frage stellte. Hatte die ältere Forschung in Herakleios noch einen großen administrativen Reformer gesehen, so stehen in der jüngeren Debatte vor allem die strukturellen Wandlungen des 7. Jahrhunderts im Zentrum. Angesichts einer schmalen Quellenlage unterliegt selbst das ereignisgeschichtliche Gerüst dieser Epoche noch markanten Korrekturen. Daher soll im Seminar auch den Nachfolgern des Herakleios bis zum als Tyrann verfemten Justinian II. breite Aufmerksamkeit gewidmet werden.
- Lehrende/r: Sebastian Kolditz