Diese Vorlesung fragt danach, was Philosophie ist bzw. wie Philosophie sich Ausdruck verschafft; was Menschen zu tun hatten und haben, um als Philosoph*innen zu gelten bzw. solche zu sein.
Eine erste These der Vorlesung besteht darin, dass ich mich zum Philosophieren in „Denkräume“ hineinzubegeben habe, die ich zu erschließen und auszuloten habe. Das bedeutet, dass ich mich durch individuelle Reflexion ebenso wie durch die Sichtung anderer Positionen, oder konkreter formuliert: in der Diskussion mit anderen Personen zu behaupten habe. Dies kann auf vielfache Weise geschehen: mündlich, schriftlich, bildlich, analog, digital…
Eine zweite These besteht darin, dass ein solches lebendiges Bild von Philosophie bzw. Philosophieren, das nicht auf ein bestimmtes Medium festgelegt ist (also z.B. nicht auf ein dickes Buch oder einen erfolgreichen Aufsatz), auch ein differenzierteres und vielfältigeres Bild von Philosophiegeschichte, ihrer Erforschung und Rezeption möglich macht.
Nach einer methodologischen Grundlegung wird es in dieser Vorlesung um drei konkrete Anwendungen auf die nordwesteuropäische Philosophiegeschichte gehen, vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zurück ins Mittelalter: um die Konstellation von Hegel und Hölderlin in ihrer frühen Phase; um Anne Conway als Repräsentantin der Cambridge Platonists und Rezipientin der Kabbala; um Anselm von Canterbury und seine Stilisierung von Dialog und Briefwechsel.
- Lehrende/r: Thomas Hanke