In Ableitung von Herman Melvilles (1853) Kurzgeschichte "Bartleby, der Schreiber: A Story of the Wallstreet", steht die Hauptfigur Bartleby im Fokus eines breiten sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskurses um die Möglichkeiten und Bedingungen wirkungsvollen politischen und sozialen Widerstands. Dabei begründet sich die Bedeutung von Bartlebys Geste der Verweigerung nicht nur mit der umfassenden Politik des Rückzugs und der Zurückweisung von Forderungen seitens Macht- und Autoritätsinstanzen.
In den Fokus geraten vielmehr auch herrschende Handlungsparadigmen des Nichthandelns, der Passivität, der Verweigerung und des sozialen Kampfes, die von verschiedenen Theoretiker*innen unterschiedlicher Schulen, von der Dekonstruktion über den Marxismus bis zu feministischen und poststrukturalistischen Ansätzen thematisiert wurden. Im Masterkurs sollen u.a. theoretische Perspektiven von Giorgio Agamben, Gilles Deleuze, Slavoj Zizek, Hannah Arendt, Michael Hardt und Antonio Negri, Bonnie Honig sowie Jacques Rancière besprochen und kritisch hinterfragt werden.
Voraussetzungen für die Teilnahme:
Das Seminar richtet sich an Studierende im Masterstudiengang. Der Erwerb von Leistungspunkten setzt eine regelmäßige und aktive Teilnahme, die kontinuierliche Vorbereitung der Literatur, einen mündlichen Beitrag in Form eines Essays sowie die Abgabe einer schriftlichen Fassung des Essays (SL) bzw. die Anfertigung einer Hausarbeit (PL) voraus.
Literatur zur Vorbereitung:
Melville, Herman 2004 [1853]: Bartleby, der Schreiber. Eine Geschichte aus der Wall Street. Frankfurt a. M. und Leipzig: Insel.
Deleuze, Gilles 1994 [1989]: Bartleby oder die Formel. Berlin: Merve.
Jung, Theo (Hg.) 2019: Zwischen Handeln und Nichthandeln. Unterlassungspraktiken in der europäischen Moderne. Frankfurt a.M.: Campus.
Rancière, Jacques 2010: Deleuze, Bartleby und die literarische Formel, in: Ders.: Das Fleisch der Worte. Politik(en) der Schrift, Zürich, Berlin.
- Lehrende/r: Inst. f. Politikwissenschaft Lehrstuhl Prof. Wilde
- Lehrende/r: Gabriele Wilde