Der Ukraine-Krieg hat eine neue und unvorhergesehene Dynamik in die Diskussion um die Erweiterung der EU gebracht. Mit der Frage, wie schnell einem Beitrittsgesuch der Ukraine entsprochen werden soll, wurde auch erneut der Fokus auf jene Staaten gerichtet, die schon länger auf eine berechenbare Beitrittsperspektive warten und sich in den vergangenen Jahren – ob nun zu Recht oder zu Unrecht – etwas hingehalten gefühlt haben. Gerade der Balkan ist durch die manchmal widersprüchliche Erweiterungspolitik der EU gespalten in Staaten, die sehr früh eine Integration geschafft haben und jene, die nun scheinbar ewig auf diesen Schritt warten dürfen. In diesem Seminar wollen wir uns dieser Problematik widmen und sowohl die Bedingungsfaktoren und Fortschritte wie auch die Perspektiven eines EU-Beitritts besprechen.
Für die Erlangung einer Prüfungsleistungen ist die Kombination aus Referat und Hausarbeit notwendig. Es werden Referatsgruppen von bis zu drei Studierenden gebildet. Zu diesem Zwecke melde man sich mit bevorzugten Themen aus der nachfolgenden Liste per E-Mail an den Dozenten, die Vergabe erfolgt ebenfalls auf diese Weise. Es findet keine Vorbesprechung statt. Die zu verwendende Mailadresse ist: vandenboom.dirk@gmail.com. Referatsanmeldungen haben bis zum 15.11. zu erfolgen.
Ablaufplan:
Freitag
13.00-13.30 Einführung, Organisatorisches
13.30-15.00 Thema 1: Wie wird man Mitglied der Europäischen Union?
(Beschreibung des Beitrittsprozesses und der Vorbedingungen, wer sind die relevanten Akteure und wer entscheidet was, der „acquis communitaire“ und seine Bedeutung)
15.00-15.30 Pause
15.30-17.00 Thema 2: Erweiterung oder Vertiefung oder lieber gar nichts?
(Die politische Diskussion um den Erweiterungsprozess und die Argumentationslinien, die Haltungen der verschiedenen EU-Mitgliedsländer zur Erweiterung, Lehren aus dem bisherigen Erweiterungsprozess, Haltung der deutschen Regierung zum Thema)
Samstag
9.00-10.30 Thema 3: Serbien zwischen Ost und West
(Interne Diskussion zum EU-Beitritt, wichtige politische Akteure pro und contra, Ausrichtung der serbischen Außenwirtschaft, die Rolle externer Akteure, v.a. der Russischen Föderation, Stand bei der Erreichung der Beitrittsbedingungen, das Kosovo-Problem)
10.30-11.00 Pause
11.00-12.30 Thema 4: Der Kosovo als Land im Graubereich
(Problematik der Anerkennung bzw. Nichtanerkennung durch EU-Mitgliedsstaaten, Bemühungen der kosovarischen Regierung zur Erfüllung der Beitrittskriterien v. a. in der Grenzfrage, Gründe für die Vorenthaltung der Visafreiheit, ökonomische und politische Abhängigkeiten, das Serbien-Problem)
12.30-13.30 Mittagspause
13.30-15.00 Thema 5: Montenegro, klein aber schwierig
(Ökonomische und politische Besonderheiten eines Kleinstaates mit begrenzter Leistungsfähigkeit, Bemühungen der montenegrinischen Regierung zur Erfüllung der Beitrittskriterien)
15.00-15.30 Pause
15.30-17.00 Thema 6: Nordmazedonien als Vielvölkerstaat
(Das kritische Verhältnis zu Griechenland, Herausforderungen der inneren Ordnung und Konsequenzen politischer Krisen, Bemühungen zur Erfüllung der Beitrittskriterien)
Sonntag
9.00-10.30 Thema 7: Albanien in der politischen Dauerkrise
(Konsolidierung des politischen und wirtschaftlichen Systems nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur, interne Konflikte zwischen den beiden Hauptparteien, europapolitische Ausrichtung, die Idee eines Großalbaniens, Fortschritte bei der Erfüllung der Beitrittsbedingungen und Frustrationen)
10.30-11.00 Pause
11.30-13.00 Thema 8: Exkurs: Welche Aussichten hat ein Beitrittskandidat Ukraine?
(Die Beitrittsdebatte vor und nach dem Kriegsbeginn im Vergleich, sozioökonomische Voraussetzungen in der Vorkriegszeit-Ukraine, der sicherheitspolitische Aspekt der Beitrittsdiskussion, Auswirkungen der Beitrittsdiskussion auf die Aussichten anderer Beitrittskandidaten, realistische Aussichten der Beitrittsperspektive)
13.00-14.00 Mittagspause
14.00-15.30 Abschlussdiskussion
- Lehrende/r: Dirk van den Boom