Bieten demokratische Systeme geeignete Rahmenbedingungen, um die Transformation zur Nachhaltigkeit (rechtzeitig) umzusetzen? Diese Frage wird nicht nur öffentlich, sondern auch in einer breiten wissenschaftlichen Debatte um die „Klimatauglichkeit” der liberalen Demokratie diskutiert (s. dazu bspw. Doherty/de Geus 1996, Lafferty/Meadowcroft 1996, Wissenburg 1998). Die Beiträge zu diesen Debatten machen nicht zuletzt deutlich, wie komplex die Beziehung zwischen Nachhaltigkeit und Demokratie tatsächlich ist. Diese Komplexität ist auch dadurch bedingt, dass eine Demokratie immer viele unterschiedliche Elemente umfasst, die im Zuge einer kritischen Reflektion des Systems Demokratie im Kontext Klimakrise einzeln in den Blick genommen werden müssen. Die Idee der citizenship ist eines dieser Elemente.

 

Das Bürger*innenschaftsverständnis liberaler Demokratien muss also im Lichte der Klimakrise und im Kontext Nachhaltigkeit kritisch reflektiert werden. Da jedes Verständnis von Bürger*innenschaft aber wiederum unterschiedliche Dimensionen umfasst, sind die Fragen, die sich im Zuge einer solchen Reflektion stellen, zahlreich: Sollten wir im Kontext Nachhaltigkeit neu mehr bürger*innenschaftliche Pflichten nachdenken? Wie können Bürger*innen sich heute beteiligen, um ihren Beitrag zur Lösung der Klimakrise zu leisten? Wie viel und welche Verantwortung tragen einzelne Bürger*innen?

 

Die Antworten auf diese können ganz unterschiedlich aussehen, wie ein Blick in entsprechende wissenschaftliche Debatten zeigt: Vor allem im Feld der sog. environmental citizenship findet eine intensive Diskussion dieser Fragen statt, bei der Wissenschaftler*innen zu ganz verschiedenen Antworten kommen und auf deren Basis Ideen zu neuen, „klimatauglichen” Ansätzen der Bürger*innenschaft entwickeln.

 

Im Rahmen dieses Seminars erfolgt zunächst eine Auseinandersetzung mit dem Begriff citizenship sowie eine gemeinsame Reflektion der Frage, was in der liberalen Demokratie als („gute”) Bürger*inennschaft verstanden wird und inwiefern hier Spannungen zu den Anforderungen einer umfassenden Nachhaltigkeitstransformation bestehen bzw. zu Charakteristika der Klimakrise. Anschließend steht die gemeinsame Auseinandersetzung mit verschiedenen Idee zu „neuen” oder angepassten Formen der Bürger*innenschaft im Fokus, d.h. konkret mit Ansätzen der environmental citizenship (s.o.). Fortlaufend wird dabei der Bezug zur Praxis (bspw. in Form aktueller politischer Entwicklungen) hergestellt und gemeinsam über die Anwendbarkeit o.g. Ideen diskutiert.

 

 

Organisatorisches: Der Kurs findet wöchentlich dienstags von 12 Uhr c.t. bis 14 Uhr c.t. statt.

 

Leistungsanforderungen: In Vorbereitung auf die Seminarsitzungen sind Texte zu lesen und/oder Aufgaben zu bearbeiten.

 

Studien- und Prüfungsleistung: Die Studienleistung besteht in einem Gruppenreferat (ca. 30 Minuten) mit Thesenpapier. Die Prüfungsleistung besteht in einer Hausarbeit nach Maßgabe der Prüfungsordnung.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23