77 Jahre nach ihrer Gründung blicken die Vereinten Nationen (VN) auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Einerseits sie mit ihren 193 Mitgliedstaaten als einzige Internationale Organisation Anspruch auf die universale Gültigkeit ihrer Werte, Normen und politischen Mechanismen erheben. Ihre Charta ist das Fundament der Internationalen Ordnung und des modernen Völkerrechts, im Bereich der Friedensicherung haben die Staaten der Weltorganisation die vorrangige Verantwortung übertragen. Aber auch auf Feldern wie dem Menschenrechtsschutz, der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung und nicht zuletzt im Umwelt- und Klimabereich kommt den Vereinten Nationen seit Jahrzehnten wachsende Bedeutung zu. Nicht zuletzt aufgrund der Entwicklungen in den letztgenannten Bereichen hat sich das Konzept der Menschlichen Sicherheit mit seinem Fokus auf Individuen und Gesellschaften im Aufgabenspektrum der Vereinten Nationen als gleichberechtigt mit der zwischenstaatlichen Sicherheit etablieren können.

 

Auf der anderen Seite zeigt sich immer wieder, dass die VN allen formalen Verantwortlichkeiten zum Trotz die ihr übertragenen Aufgaben nur eingeschränkt erfüllen können. Die Dominanz der Staaten, ihr Interessenpartikularismus und das strikte Prinzip der intergouvernementalen Entscheidungsfindung relativieren – wie die Kriege und Konflikte etwa in der Ukraine oder im Yemen zeigen – deutlich eine Akteursrolle der Weltorganisation gerade auch im Bereich der Menschlichen Sicherheit. Den VN kommt daher häufig die Funktion einer – wenn auch einzigartigen – globalen Arena zu, die die Staaten für Konsultation und Koordination ihrer internationalen Politik nutzen können.

 

Vor diesem Hintergrund sollen im Seminar Aufgaben und Funktionen sowie Instrumente und Mechanismen der VN in ihren zentralen Handlungsfeldern Friedenssicherung, Menschenrechte, Entwicklung und Umwelt mit einem besonderen Blick auf die Beiträge zur Menschlichen Sicherheit analysiert und bewertet werden. Sodann werden die fortbestehenden normativen und institutionellen Reformerfordernisse wie auch die durch die Staatengemeinschaft ins Werk gesetzten Erneuerungen untersucht. Schließlich soll ausgehend von diesen Befunden die Rolle der Vereinten Nationen in der Weltpolitik des 21. Jahrhunderts diskutiert werden.

 

Die Lehrveranstaltung wird als Blockseminar durchgeführt. Dazu findet am 14. Oktober 2022 von 11.00 Uhr c.t. bis 13.00 Uhr eine Einführungsveranstaltung mit Vergabe der Referatsthemen statt. Das eigentliche Seminar wird dann am 13. Januar 2023 (14.00-18.00 Uhr) sowie am 14. und 15. Januar 2023 (je 10.00-17.00 Uhr) durchgeführt. Der Leistungsnachweis für dieses Seminar wird – neben Teilnahme und Referat – durch eine Hausarbeit erworben.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2022/23