Ab 1907 wurde die Burg Altena, zeitweiliger Stammsitz der Grafen von der Mark, wieder aufgebaut. Diese Tatsache allein wäre noch nicht bemerkenswert, reiht sich die Burg damit doch in eine ganz Reihe von Restaurierungen, Wiederaufbauinitiativen und auch Neubauten von Schlössern und Burgen im langen 19. Jahrhundert ein. In dieser „Burgenrenaissance“ manifestierte sich die Faszination der Zeitgenossen für ein imaginiertes Mittelalter in eindrucksvoller Weise. In Altena sollte der Wiederaufbau der ortsbildprägenden Höhenburg die Wurzeln des märkischen Sauerlands im Königreich Preußen betonen. Besonders interessant wird die Auseinandersetzung mit dem Beispiel der Burg Altena jedoch durch die umfangreiche Diskussion um die angemessene Form des Wiederaufbaus zwischen Kunsthistorikern, Denkmalpflegern und Politikern um 1900. Die Frage, ob die Burg idealisiert aufgebaut werden oder in ihrem Zustand als Denkmal erhalten bleiben sollte, führte zu einem Streit zwischen den beiden Lagern, der in aller Öffentlichkeit ausgetragen wurde. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, den Wiederaufbau und die Debatte darüber zu analysieren, diesen aber auch in einen gesamteuropäischen Kontext einzuordnen.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Kreisarchiv des Märkischen Kreises statt, dessen Bestände für das Thema einschlägig sind. Für die Teilnahme ist daher Interesse an der praktischen Arbeit im Archiv wünschenswert sowie die Bereitschaft, selbstständig zu forschen und die Ergebnisse möglichst zielgruppengerecht darzustellen (eine gemeinsame Publikation wird angestrebt). Zwei Termine finden vor Ort in Altena statt, in diesem Zusammenhang wird auch die Burg besichtigt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23