Anime sind spätestens seit Ende der 1990er fester Bestandteil der globalen Popkultur. Waren Anime vormals vor allem im ‚Westen‘ ein Phänomen von Subkulturen, werden sie gegenwärtig in nahezu allen Kulturkreisen der Welt rezipiert. Dabei geht es längst nicht mehr allein um die jeweiligen Serien und Filme, sondern auch um Fandom, eine Otaku-Kultur oder um die Merchandise-Industrie. Als ästhetische Kate- gorie beeinflussen und prägen Anime visuelle Kultur in der Gegenwart, nicht zuletzt auch künstlerische Arbeiten und Entwicklungen. Dabei kann Anime als Nexus verschiedener Kulturräume fungieren, indem ‚japanische‘ Produktionen nicht bloß ‚westlich‘, sondern global gesehen, bewertet und weiterentwickelt werden. In diesem Sinne handelt es sich um ein dezidiert interkulturelles Medium.

Das Seminar gibt eine Einführung in die Geschichte von Anime bis hin zu ihrer Globalisierung. Medienspe- zifika und Animationstheorie werden anhand maßgebender Anime verhandelt, auch um das Medium

von Realverfilmungen sowie der US-Animation abzugrenzen. Dadurch wird ein Zugang zu der speziellen Ästhetik des „animeesque“ (Suan 2021) ermöglicht, die z.B. durch Cosplay und visuelle Stile auch soziale Medien beeinflusst und damit den gegenwärtigen Alltag.

Das Ziel des Seminars ist es, anhand der ausgewählten Anime eine Diskussion bezüglich ihrer medienspe- zifischen Implikationen zu ermöglichen. Dabei sollen ästhetische Wirkungsmethoden, Vernetzungen der verschiedenen Akteure*innen und die besondere Rolle von Anime in der globalen Popkultur ins Auge gefasst werden.

Literatur: 

Lamarre, Thomas, Anime Machine: A Media Theory of Animation, Minneapolis / London 2009 /// Napier, Susan J., Anime from Akira to Howl’s Moving Castle. Experiencing Contemporary Japanese Animation, New York 2005. /// Suan, Stevie, Anime’s Identity. Perfomativity and Form beyond Japan, Minneapolis 2021.

Semester: WT 2022/23