Was bedeutet es, wenn die Kunstgeschichte den Imperativ der Entkolonialisierung ernst nimmt und sich auf neue Erzählungen hin öffnet? Welche Herausforderungen ergeben sich aus diesem selbstreflexiven Impuls für den Umgang mit musealen Sammlungen und für die Ausstellungspraxis? Anhand konkreter Fallstudien widmet sich das Oberseminar der Untersuchung von Hierarchisierungen im Feld der Kunst und im Fach Kunstgeschichte. Die hegemonialen Ordnungen des westlichen Kunstbegriffs, aber auch von Machtverhältnissen geprägte Marginalisierungen künstlerischer wie kuratorischer Praktiken, die von den etablierten Erzählungen der Kunstentwicklung abweichen, rücken hierbei in den Fokus. Auseinandersetzungen mit dem kolonialen oder ‚schwierigen‘ Erbe der Museen und die aktuelle Restitutionsdebatte bilden ebenso thematische Schwerpunkte wie vergessene, ausgegrenzte oder unterdrückte künstlerische Positionen und nicht zuletzt auch kuratorische Konzeptionen, die diese Strukturen befragen oder mit anti-kolonialen Eingriffen in Sammlungsbestände sichtbar machen. In einer moderierten Zusammenführung der im Oberseminar verhandelten Themen soll über Perspektiven einer horizontalen Kunstgeschichte in Anknüpfung an die bereits laufenden Prozesse der Dekolonisierung des Faches nachgedacht werden.

Die Ergebnisse des Oberseminars werden in Form eines Studientags vorgestellt, den die Teilnehmer*innen mit eigenen wissenschaftlichen Vorträgen, die im Laufe des Semesters erarbeitet wurden, gemeinsam gestalten.

Beginn: 18.10.2022

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23