Mit dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft beschlossen die Siegermächte im Potsdamer Abkommen eine geografische Neuordnung Deutschlands. In der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs und nach dessen Ende verloren in diesem Zusammenhang auch mehr als 14 Millionen Deutsche aus den früheren preußischen Ostprovinzen ihre Heimat in Folge von Zwangsmigration, Flucht und Vertreibung.

In der Sammlung des Westpreußischen Landesmuseums (WLM) befinden sich zahlreiche alltägliche Gebrauchsgegenstände, die als Ausdruck privater und kollektiver Erinnerungskulturen Geschichten der Migrationsmigration nach 1945 erzählen. Der Forschungsansatz der „Objektbiografien“ untersucht u.a. den Transformationsprozess, den alltägliche Gebrauchsgegenstände bei ihrer „Musealisierung“ durchlaufen. Insbesondere die mit den Themen der Zwangsmigration verbundenen musealen Objekte tragen eine Vielzahl privater Erinnerungsmuster in sich, in denen sich individuelle Überzeugungen und mitunter auch konfliktbehaftete politische Haltungen widerspiegeln. Um die Objekte in angemessener Weise im musealen Rahmen präsentieren zu können, ist die Erstellung wissenschaftlicher Objektbiografien zur Darstellung dieser privaten Erinnerungsmuster Aufgabe sammlungsbezogener Forschung.

Das Seminar vermittelt praktische und theoretische Grundlagen materieller Erinnerungskultur am Beispiel musealer Sammlungsgegenstände. Die Studierenden erstellen eigene Objektgrafien, welche den geschichtspolitischen Kontext der Objekte mit den individuellen Motivationen und biografischen Hintergründen der erinnernden diversen Akteursgruppe verbindet.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2022/23