Kein Wahlprogramm der im Bundestag vertretenen Parteien hat sich nicht zur Verbesserung von Schule und Bildung geäußert. ‚Aufstieg durch Bildung‘ ist der aktuelle Slogan des BMBF (FDP geführt) und eine Formulierung, die das Versprechen der Meritokratie ausdrückt: Herrschen dürfen jene, die es verdienen. Gute Noten gehen in die Qualifikation zu guten Positionen in der Gesellschaft über – der Schule kommt damit eine zentrale Funktion in der (Um)Verteilung von Machtpositionen zu. Darüber hinaus hat Schule die staatliche Aufgabe, Kinder und Jugendliche zu Bürgerinnen und Bürgern zu erziehen. Damit erfüllt Schule zwei zentrale Funktionen der Reproduktion von Gesellschaft: die Akzeptanz der Machtverteilung und den Glauben an den ideellen Gehalt der bestehenden Ordnung. Aus dieser – herrschaftskritischen - Perspektive wird das Versprechen von Chancengleichheit der Meritokratie als Ideologie wahrnehmbar. Das Seminar wird die bestehenden Konzepte von Chancengleichheit durch schulische Bildung mit Louis Althussers Theorie der ideologischen Staatsapparate kontrastieren und die Frage diskutieren, welche Funktionen Schule in der Reproduktion von Gesellschaft einnimmt oder einnehmen könnte.
- Lehrende/r: Dagmar Judith Comtesse