Steht ein religiöser Glaube dem philosophischen Glauben konträr gegenüber? Inwieweit kann eine Differenzierung hier Klarheit verschaffen.

Karl Jaspers, von Sören Kierkegaard beeinflusst, beantwortet zunächst die Frage nach der menschlichen Existenz, als im „Gegründetsein“ des Selbst. Die sogenannten Grenzsituationen wie Tod, Kampf. Leid und Schuld lassen die Existenz deutlich werden, werfen den Menschen auf seine Existenz zurück. Die Existenz erfährt im Dasein Verwirklichung und orientiert sich auch an Göttlichem? In welchem Verhältnis zeigt sich der Gottesglaube in diesem Zusammenhang und kann hier ein solcher überhaupt der Vernunft gemäß hergestellt werden?

Jaspers: „Dem Philosophierenden wird die Erfahrung, dass die Realität einer Offenbarung, die von Gott ausgeht und doch der menschlichen Interpretation bedarf, dem Gottesgedanken selber nicht entspricht. Sich dem Offenbarungsglauben zu versagen, ist nicht die Folge von Gottlosigkeit, sondern die Folge des Glaubens der von der Transzendenz als frei geschaffenen Existenz.“ (Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung, München 1963 109f.)

Jaspers stellt so auch die Frage hinsichtlich des Absolutheitsanspruchs in den Offenbarungsreligionen. Zeigen sich signifikante Übereinstimmungen zwischen einem Offenbarungsglauben und dem philosophischen Glauben? Orientieren sich beide Positionen des Glaubens an dem intellektuell nachvollziehbaren menschlichen Verständnis und Verstehen und also der Möglichkeit des Glauben-Könnens? Jaspers: „Die Offenbarung, die geglaubt wird, ist Kundgabe oder Handlung Gottes. Über sie kann nicht hinausgefragt werden, ihr ist zu gehorchen. Der Glaube an Offenbarung aber, der sich seiner bewusst wird, seine Gewissheit mitteilt, denkt.“ (Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung, München 1963, 53)

In der Übung soll sowohl die Frage nach der Vereinbarkeit eines Offenbarungsglaubens mit einem sog. philosophischen Glauben gestellt werden wie auch die Frage, ob und inwieweit beide einander ergänzen oder unvereinbar bleiben.

 

 

 

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2022