Wahlentscheidungen werden zunehmend vom politischen Spitzenpersonal abhängig gemacht – so ließe sich die Kernthese von der Personalisierung von Wahlen in einem Satz umreißen. Der Souverän würde demnach nicht die Parteien und ihre Politikvorschläge bewerten und deren bisherige Leistungen evaluieren, sondern lediglich auf die Personen fokussieren. Flankiert wird dieser Befund durch die Beobachtung, dass die Medien sich in ihrer Berichterstattung mehr auf die Personen konzentrierten als auf die inhaltlichen Aussagen der Parteiprogramme. Diese (vermeintlich zunehmende) mediale Konzentration auf das Personal in ihre Strategie aufnehmend, würden insbesondere die großen Parteien ihre Kandidat*innen stärker in den Vordergrund rücken. Dies ginge zu Lasten der programmatischen Streitpunkte sowie der Lösungsvorschläge für anstehende Probleme. Dieses Ungleichgewicht zwischen der Präsentation von Politiker*innen gegenüber der Präsentation von Politikinhalten führe wiederum zu einer stärkeren Personenorientierung auf Seiten der Wähler*innen – ein Phänomen, dass in den meisten Demokratien anzutreffen sei. In diesem Seminar werden wir zunächst die Erkenntnisse der Vergleichenden Politikwissenschaft zur Personenorientierung und Personalisierung von Wahlen aufarbeiten. Daraufhin werden wir die individuellen, situativen sowie institutionellen Bedingungen analysieren, unter denen die Bewertungen von Spitzenpolitiker*innen für die Wahlentscheidung relevanter sind. Dabei werden sowohl deren Ursachen als auch mögliche damit einhergehende Probleme für die Qualität der repräsentativen Demokratie analysiert.

 

Literaturempfehlung:

Silke Adam & Michaela Maier (2010) Personalization of Politics. A Critical Review and Agenda for Research, Annals of the International Communication Association, 34:1, 213-257.

 

Studien- und Prüfungsleistungen:

Eine Studienleistung besteht darin, (a) die Literatur jeder Sitzung gründlich zu lesen und jeweils zwei Diskussionsfragen einzureichen, (b) aktiv an den Diskussionen teilzunehmen und (c) eine Präsentation zu halten. Als Prüfungsleistung ist eine Hausarbeit anzufertigen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022