Geschichte ist alles andere als statisch, sie wird gemacht und entsteht in Abhängigkeit von sich wandelnden historischen Orientierungsbedürfnissen und Erkenntnisinteressen, Theorien und Methoden, Quellen und Darstellungsformen immer wieder neu. Das gilt insbesondere für zeitgeschichtliche Themen, die oft Gegenstand historischer Kontroversen und konfligierender Identitätsansprüche sind. Auch für viele Museen als Akteure der Geschichtskultur bedeutet das, dass sich ihre Ausstellungen fortwährend verändern. Dieser Wandel bezieht sich nicht nur auf konkrete historische Themen sowie grundsätzliche Vorstellungen zum Verhältnis von Geschichte und Museum, sondern ebenso auf Strategien und Praktiken der Ausstellung von und Kommunikation über Geschichte, die sich nicht erst im digitalen Zeitalter neu konfigurieren.

Ein Museum, in dem sich diese Prozesse besonders gut analysieren lassen, ist das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (HdG) in Bonn, das 1994 vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl eröffnet wurde und zurzeit an der Neukonzeption seiner Dauerausstellung arbeitet. Wie wird Geschichte im HdG ausgestellt? Welche Themen spielen eine besondere Rolle? Welche didaktischen Kommunikationsstrategien sind maßgeblich? Wie hat sich die Dauerausstellung des HdG in den vergangenen Jahrzehnten verändert? Welche Themen und Exponate sind neu hinzugekommen, welche Narrative neu entstanden, welche dagegen eher in den Hintergrund getreten? Welche Optionen und Desiderate gibt es für die Zukunft der Ausstellung? Und vor welchen Herausforderungen stehen die Ausstellungsmacherinnen und -macher im Prozess der vollständigen Neukonzeption? Andererseits: Welche Erwartungen haben Sie als Geschichtsstudierende und zukünftige Professionals an eine zeitgeschichtliche Ausstellung im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts? Und welche konkreten Ideen und Befunde können Sie in den Konzeptionsprozess – auch mittelfristig, z.B. im Rahmen einer Masterarbeit oder Dissertation – einbringen?

Das sind zentrale Fragen, denen wir im Hauptseminar in enger Kooperation mit der RWTH Aachen (Prof. Dr. Christian Kuchler) und mit dem Haus der Geschichte in Bonn (Dr. Simone Mergen) nachgehen werden. Ein Teil des Hauptseminars findet daher vom 22. – 24. Juni 2022 in Bonn statt. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist auf 12 beschränkt.

Um das Hauptseminar besuchen zu können, ist die Teilnahme an einer Vorbesprechung verbindlich. Diese Vorbesprechung findet am 31. März zwischen 16 und 18 Uhr im Raum F 073 statt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2022