Das Vererben von Titeln und Gütern ist vor allem seit der weiträumigen Abschaffung der Allmende eine verbreitete Regelung und Praxis, die bis heute Besitz sehr ungleich verteilt.
Indem das freie Testament und die Adoption möglicher Erben vielerorts bis in das 19. Jahrhundert gegenüber rechtlich festgelegten Verwandtschafts-Erbregeln in den Hintergrund traten, entsprach das Zeugen eines – ehelichen – Kindes dem (Ver-)Erben. Eine Ehe einzugehen, bzw. dem Gesetz nach das Privileg zu haben, sie eingehen zu dürfen, wurde umso dringender. Je nachdem wie diese Ehe- und Erb-Regeln gestaltet waren, war es von Ort zu Ort und im historischen Verlauf jeweils unterschiedlich, wer erben durfte und wer leer ausging – letzteres war dann zunehmend häufig der weibliche, jüngere und der außereheliche Nachwuchs. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wiederum gewann vielerorts das gleichberechtigte Erben aller Geschwister an Vorrang. Wenn dies etwa bedeutete, dass ein großer Hof in allzu kleine Parzellen zu teilen war, ergibt dies ein Beispiel, wie solche Güter durch spätere Verwandten-Ehen dann wieder zusammengeführt wurden und wie also solche Erbregeln wiederum neue, früher abwegige, kulturelle Praktiken hervorbrachte. Indem solche vormals illegitimen Ehen dann neuerdings subversiv mit der romantischen Liebe der Heiratswilligen legitimiert wurden, reicht die Geschichte des Erbens weit hinein in die Geschichte der Beziehungs- und Liebesformen.
Dieses Seminar verfolgt die wechselhafte Kulturgeschichte der Vererbung anhand von historischen Fallstudien. Es beleuchtet im Zusammenhang damit die Veränderungen der Vorstellung von Haus, Familie, Individuum und Besitz. Der Schwerpunkt liegt auf dem deutschsprachigen Raum im 19. und 20. Jahrhundert. Durch synchrone Vergleiche der unterschiedlichen Situationen etwa in Westfalen mit anderen Gebieten wird die Verflechtung der jeweiligen rechtlichen und ökonomischen Situation der Stände, Geschlechter und Generationen mit den jeweiligen Vorstellungen von Familie und Versorgung deutlich. Insbesondere wird herausgearbeitet, welche lokalen Praktiken, etwa des Ausschließens, der Unterstützung oder des Widerstandes, auf die jeweiligen Regulierungen antworteten und umgekehrt.
- Lehrende/r: Bettina Bock von Wülfingen
- Lehrende/r: Alexandria Bonkamp
- Lehrende/r: Sophia Bösch
- Lehrende/r: Silvia Butschei
- Lehrende/r: Sandra Butzek
- Lehrende/r: Amina Catic
- Lehrende/r: Yara Chabayta
- Lehrende/r: Lukas Denis
- Lehrende/r: Moritz Gatz
- Lehrende/r: Leon Greifenstein
- Lehrende/r: Annemarie Hallmann
- Lehrende/r: Peter Herschlein
- Lehrende/r: Inola Belana Lara Josten
- Lehrende/r: Jana Jostmeier
- Lehrende/r: Miriam Sophie Keller
- Lehrende/r: Janik Langbein
- Lehrende/r: Maria Pauli
- Lehrende/r: Anna-Lena Marie Prunsche
- Lehrende/r: Olivia Schmidt
- Lehrende/r: Leonie Spielbrink
- Lehrende/r: Annika Springstubbe
- Lehrende/r: Jonathan Teufel