Gemeinschaften sind seit jeher typische kulturanthropologische Untersuchungseinheiten.

Die Unterscheidung von Gemeinschaft und Gesellschaft ist ein junges Phänomen, eingeführt gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Ferdinand Tönnies. Sie diente in den nächsten Jahrzehnten mitunter der Abwehr einer institutionalisierten und wie es schien vereinzelnden Gesellschaft, zu Gunsten von – häufig romantisierter – Gemeinschaft. In diesem Seminar zeigt die Lektüre einiger klassischer Texte zur Gemeinschaft wie sich im Verlauf des 20. Jahrhundert das wissenschaftliche Verständnis von Gemeinschaft in verschiedenen historischen Kontexten verschieden darstellte.

Ein beliebter, übersichtlicher und doch komplexer Untersuchungsgegenstand der Gemeinschaftsforschung ist das Dorf, das in diesem Seminar als Beispiel für Gemeinschaftsstudien in den Fokus gerückt wird, um einschlägiges Vokabular und Untersuchungsansätze kennen zu lernen. In konkreten historischen Fallstudien (mit Fokus auf dem 19. und 20. Jahrhundert) begegnen wir gemeinschaftsstiftenden (und zugleich ausschließenden) Handlungen und Strukturen, Verwandtschaft als Sozialkapital wie Kontrollinstanz, Grenzen der Gemeinschaft, (solidarischer) Gemeinschaft im Widerstand wie auch strukturellen Differenzen und Gender-Fragestellungen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2022