Die literarische Gattung der Novelle ist eine Erfindung des italienischen Mittelalters. Die erste Novellensammlung, Il Novellino, entstand in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Aber noch einhundert Jahre später lag keine feste Gattungsdefinition vor. Im Proömium des Decameron (um 1350) lässt Boccaccio offen, wie seine Erzählungen begrifflich zu fassen seien: „intendo di raccontare cento novelle, o favole o parabole o istorie che dire le vogliamo“. In der Folge wurde das Decameron selbst zum Modell nicht nur der italienischen, sondern der europäischen Novellistik.

Im Seminar wollen wir die Rahmenhandlung sowie ausgewählte Novellen des Decameron gemeinsam lesen und der Frage nachgehen, worin das spezifisch Neue liegt, das der Gattung den Namen gegeben hat. Mit Sacchettis Trecentonovelle (ca. 1392-1396/97) und Bandellos Novelle (1554 und postum 1573) nehmen wir zwei weitere Novellensammlungen in den Blick, ordnen sie den unterschiedlichen Entstehungskontexten ein und erarbeiten, was sie mit dem ‚Modell Decameron‘ verbindet und welche neuen Akzente sie setzen.

Ein Reader mit ausgewählten Novellen wird ab März im Learnweb bereitgestellt.

Die Anmeldung erfolgt über HISLSF.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2022