Die eigene Abstammung scheint bereits lange vor dem Propheten Muhammad eine wichtige Rolle für die Araber gespielt zu haben. So soll er gesagt haben: „Meine Gemeinschaft hat vier Dinge aus dem Zeitalter der Unwissenheit (gahiliya), die sie nicht aufgeben wird: die Prahlerei mit ererbtem Verdienst (aḥsab), die Beleidigung der Abstammung des anderen (ansab), das Beten um Regen von den Sternen und das öffentliche Trauern.“

Dieses Erbe mündete im 8. und 9. Jahrhundert in der Entstehung einer eigenen Wissensdisziplin über die edle Abstammung der Araber, dem ʿilm an-nasab, innerhalb derer einzigartige Schriftzeugnisse produziert wurden. Einerseits betonte Muhammad, dass allein das Verrichten von frommen Taten und der rechte Glaube den Status eines Muslims bestimmt; auf der anderen Seite wird besonders den Nachkommen des Propheten (surafaʾ) schon bald nach seinem Tod ein besonderer Platz in der Gemeinschaft zugestanden.

Im Seminar wollen wir uns der Frage widmen, wie Muslime vor diesem Hintergrund über ihre Abstammung und Herkunft nachdachten. Zu welchen Gruppen, Personen oder Orten fühlten sie sich zugehörig? Dazu werden wir Vorstellungen über Abstammung und Herkunft in verschiedenen islamisch geprägten Regionen von der vorislamischen Zeit bis in das 21. Jahrhundert nachzeichnen, von Marokko und Spanien über Ägypten, Saudi-Arabien und Jemen bis in den persisch geprägten Kulturraum, nach Iran und Indien, und zu den Uiguren im Westen Chinas.

Zielgruppe:

Die Veranstaltung richtet sich an Studierende im BA Islamwissenschaft/Arabistik ab dem 3. Fachsemester. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.

Teilnahmevoraussetzungen:

Voraussetzungen zur Anerkennung als Studienleistung im Modul E1:

-        regelmäßige und aktive Teilnahme,

-        Lektüre der (zum Großteil englischsprachigen) Texte,

-        Übernahme eines kurzen Referats (unbenotet) sowie

-        schriftliche Rezension eines wissenschaftlichen Aufsatzes (unbenotet).

Grundkenntnisse des Arabischen sind wünschenswert, jedoch keine Voraussetzung zur Teilnahme.

Hinweis:

Bitte melden Sie sich in QISPOS für die Veranstaltung an, so dass Sie rechtzeitig den Zugang zum Kurs im Learnweb erhalten. Die beiden unten angegebenen Texte dienen als Einstieg in das Thema und sollen in Vorbereitung auf die erste Sitzung am 13. Oktober 2021 gelesen werden.

Literatur:

Savant, Sarah Bowen; Felipe, Helena de (Hg.) (2014). Genealogy and knowledge in Muslim societies. Understanding the past. Edinburgh, Einleitung, S. 1–3.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2021/22