Kaum eine andere Frage hat die Naturphilosophie so lang beschäftigt, wie die nach der Natur des Raums und der Zeit. Die entsprechende Forschung nimmt häufig der Form der Debatte zwischen zwei entgegengesetzten Positionen: eine, die den Raum als absolut und daher als etwas für sich existierendes erklärt; die andere, die Raum und Zeit als relativ zu den Gegenständen bzw. Ereignissen konzipiert, so dass beide von ihren Relata abhängig und daher nur ideale Entitäten sind. Diese Auseinandersetzung lässt sich mit besonderer Klarheit in der Debatte zwischen der Newtonschen und den Leibniz’schen Physik rekonstruieren. Newton vertritt die Existenz eines absoluten Raums als Ort, in dem alles, was physische Existenz hat, sich befindet. Leibniz hingegen lehnt die Existenz des Raums als absolute Einheit entschieden ab und entwickelt eine relationalistische Theorie von Raum und Zeit.
Dieses Seminar widmet sich dieser Debatte. In dessen Entwicklung wird angestrebt zu zeigen, dass für ein korrektes Verständnis der entgegengesetzten Positionen nicht nur die physischen Theorien, sondern auch der konzeptuelle Apparat philosophischer und theologischer Natur, der die jeweiligen Thesen von Leibniz und Newton zugrunde liegt, Aufmerksamkeit erfordert. Gleichzeitig dient das Seminar der Gewinnung grundlegender hermeneutischer Werkzeuge für die Analyse und Kommentierung philosophischer Texte.
- Lehrende/r: Laura Estefania Herrera Castillo