Toxic Communities sind feindselige Online-Gemeinschaften, die durch verbale Beleidigungen, Demütigungen und Belästigungen gekennzeichnet sind. Sie entstehen aus dem hermetischen In-Group-Verständnis eines (wahrgenommenen) Kerns, gepaart mit der radikalen Ablehnung Andersartiger. Solche Communities pflegen oft eine eigene Kultur und Sprache, die gezielt bestimmte Gruppen ausgrenzt. Toxic Communities existieren in bestimmten Milieus der Internet-Kultur schon seit längerem: Im Online-Gaming, in Foren und in Chatgruppen, sowohl im Clearnet wie im Dark Web. Viele Onliner haben vermutlich schon die eine oder andere mehr oder weniger ‚harmlose‘ Erfahrung mit ‚Toxizität‘ im Netz gemacht, doch in jüngerer Zeit ist die besorgniserregende Entwicklung zu neuen „Crossover”-Formen zu beobachten, bei denen sich u.a. Nerd-Kultur mit anti-progressiven Ideen und dem Hass gegen bestimmte Gruppen zu einem hochproblematischen Cocktail vermischen. Nicht alle dieser Gemeinschaften waren jedoch von Anfang an problematisch, und einige entwickelten sich im Laufe der Zeit von hilfreichen zu toxischen Gemeinschaften. Die Forschung, die sich mit solchen „Vergiftungen” von Online-Communities befasst, ist jedoch spärlich.
Das vorgeschlagene Forschungsseminar zielt darauf ab, die Spielarten toxischer Communities auszuloten und ggfs. Katalysatoren für die Kontaminierung von Communities sowie potenzielle Schutzfaktoren zu identifizieren. Dabei können – je nach Interesse der Teilnehmer:innen - mehrere Methoden genutzt werden: Zum einen die (ggfs. computergestützte) Inhaltsanalyse von Online-Diskursen, Leitfadeninterviews mit Community-Mitgliedern, sowie ein Laborexperiment zum Verhalten in toxischen Umgebungen.
In diesem Semester werden dabei vor allem Ideenfindung, Literatur- und Theoriearbeit, sowie Entwicklung von Forschungsfragen und das Design geeigneter Instrumente im Vordergrund stehen. Zudem soll ggfs. bereits eine inhaltsanalytische Untersuchung von Toxischen Communities zumindest in den Grundzügen auf den Weg gebracht werden.
Im nachfolgenden Semester soll dann die Umsetzung aller Studienteile, deren Auswertung, und die Erstellung eines Forschungsberichts im Vordergrund stehen.
Anforderungen: Präsentation zur Forschungsliteratur + ggfs. Handout; aktive Mitarbeit an der Entwicklung der Studienkonzepte und Instrumente (in Teamarbeit, ggfs. mit Präsentation; keine Hausarbeit).
- Lehrende/r: Jana Johanna Klapproth
- Lehrende/r: Thorsten Quandt
- Lehrende/r: Felix Reer