Mommsens These eines „defensiven Imperialismus“ – einer Expansion Roms wider Willen infolge fortwährender Aggressionen seiner Nachbarn – ist seit langem als Ergebnis einer naiven Lektüre römischer Kriegsrechtfertigungen in unserer Überlieferung dekonstruiert. Doch eine römische Erfindung ist die Unterscheidung von `schlechter´ (selbst initiierter) und `guter´ (vom Gegner aufgezwungener) Gewalt keineswegs, wie etwa ein Blick in Thukydides´ Geschichte des Peloponnesischen Krieges zwischen Athen und Sparta zeigt. Anhand ausgewählter Fallbeispiele und der Lektüre ausgewählter historiographischer und staatsphilosophischer Texte soll ein nuanciertes Verständnis erarbeitet werden, auf welchem Weg Gewalt von einer anerkannten Form der Durchsetzung von Interessen zu einem nur unter besonderen Umständen gerechtfertigten `letzten Mittel der Politik´ wurde – und welche Strategien zur Legitimation militärischer Gewalt als `defensiv´ hieraus resultierten.
- Lehrende/r: Klaus Zimmermann