„Nichts ist so beständig wie der Wandel“ (Heraklit von Ephesus, 535-475 v. Chr.).

 

Das Jahr 2020 war nicht nur das Jahr der Corona-Pandemie, sondern auch ein Jahr voller Hoffnung und Angst vor Wandel: Während die Menschen in Belarus angesichts der 25-jährigen Präsidentschaft von Aljaksandr R. Lukaschenka auf Wandel hofften (hin zur Demokratie), haben sich in den USA unter Präsident Donald J. Trump viele BürgerInnen vor einer Fortsetzung bzw. Beschleunigung von Wandel gefürchtet (weg von der Demokratie). In der Politikwissenschaft widmet sich die vergleichende Regimeforschung dem Wandel und der Stabilität von Herrschaftsformen. Auf diesem Forschungsfeld wird beispielsweise nach dem Einfluss des Wirtschaftswachstums auf das Überleben von Diktaturen gefragt oder nach der Rolle von Streit im Umfeld eines Herrschers für die Aussichten auf Demokratisierung. Umgekehrt stellt sich aber auch die Frage, wann und warum Demokratien zusammenbrechen.

 

In diesem Seminar zu Trends und Theorie der (Ent-)Demokratisierung werden wir uns zunächst mit den Grundtypen politischer Herrschaft und Kernkonzepten der vergleichenden Regimeforschung vertraut machen. Dann werden wir Klassiker der Transformationsliteratur kennenlernen. Welche Schwerpunkte theoretisch und empirisch gesetzt werden, entscheiden wir gemeinsam. Da aktuell sowohl Prozesse der Demokratisierung, als auch Prozesse der Entdemokratisierung zu beobachten sind, werden wir für beide Arten des Wandels genug Fallbeispiele zur Auswahl haben. Doch es gibt keinen Zwang zur Aktualität, denn die Geschichte des 20./21. Jahrhunderts ist reich an faszinierenden Fällen der (Ent-)Demokratisierung.

 

 

Studien- und Prüfungsleistung:

 

Sofern es die Entwicklung der Corona-Pandemie zulässt, wird das Seminar in Präsenz in einem kleinen Hörsaal im IfPol stattfinden, der einerseits genug Raum für Abstand lässt, andererseits aber auch die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht möglich macht. Da die Art der Studienleistung auch von der Art der Durchführung abhängt, ist es im Moment noch zu früh, die Studienleistung festzulegen. Als Prüfungsleistung ist ausnahmslos eine mündliche Prüfung vorgesehen: Zur Vorbereitung werden von Ihnen Hypothesen formuliert, die wir dann in der Prüfung diskutieren. Das Formulieren und Verteidigen von Hypothesen wird im Laufe des Semesters im Seminar eingeübt.

 

 

Lehrbücher:

 

Merkel, Wolfgang (2010): Systemtransformation: Eine Einführung in die Theorie und Empirie der Transformationsforschung. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

Møller, Jørgen, und Svend-Erik Skaaning (2013): Democracy and Democratization in Comparative Perspective: Conceptions, Conjunctures, Causes, and Consequences. London: Routledge.

Schlumberger, Oliver, und Roy Karadag (2006): „Demokratisierung und Transitions-forschung“, in: Barrios, Harald, und Christoph Stefes (Hg.): Einführung in die Comparative Politics. München: Oldenbourg, S. 229-234.

 

 

Forschungsstand:

 

Carugati, Federica (2020): „Democratic Stability: A Long View”, Annual Review of Political Science, 23, S. 59-75.

Treisman, Daniel (2020): „Economic Development and Democracy: Predispositions and Triggers”, Annual Review of Political Science, 23, S. 241-257.

Riedl, Rachel Beatty, Dan Slater, Joseph Wong und Daniel Ziblatt (2020): „Authoritarian Led Democratization”, Annual Review of Political Science, 23, S. 315-332.

Waldner, David, und Ellen Lust (2018): „Unwelcome Change: Coming to Terms with Democratic Backsliding”, Annual Review of Political Science, 21, S. 93-113.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021