Im Artikel 3 („General principles“) der sog. UN-Behindertenrechtskonvention (Convention on the Rights of Persons with Disabilities, 2006) wird als eine der zentralen Grundnormen für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung aufgeführt: „Full and effective participation and inclusion in society“. Was aber ist hier mit Partizipation (bzw. Teilhabe) und Inklusion (bzw. Einschließung) gemeint? Haben diese Schlagworte überhaupt einen positiven Gehalt oder bezeichnen sie nur negativ die Abwesenheit von Diskriminierung, Benachteiligung und Abwertung? Formuliert die UN-Konvention an dieser Stelle nicht lediglich die Forderung nach Anerkennung und sozialer Integration, die jede und jeder legitimerweise stellen kann? Im Seminar werden wir uns diesem Fragenkomplex in drei Schritten annähern.
Erstens werden wir den Begriff der Behinderung problematisieren: Was ist eigentlich Behinderung? Die Klärung dieser Frage ist unabdingbar, um die Quellen der Diskriminierung und Benachteiligung behinderter Menschen besser zu verstehen. Ausgehend von dieser Überlegung werden wir – zweitens – diskutieren, was die Forderung nach Teilhabe und Inklusion im Hinblick auf Menschen mit Behinderungen im Detail besagt. Hierbei wird insbesondere zu klären sein, inwiefern sich die Diskriminierung Behinderter von der Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Ethnie, sexueller Identität etc. unterscheidet und welche Grenzen dies der Realisierung vollständiger und wirksamer („full and effective“) Teilhabe und Inklusion setzen kann. Drittens schließlich werden wir uns einem konkreten Anwendungsbereich zuwenden – nämlich dem Bereich schulischer Aus- und Weiterbildung. Gerade in diesem Bereich ist die genaue Ausgestaltung gelungener Inklusion besonders umstritten und viele Expert:innen ziehen im Hinblick auf den Erfolg bisheriger Inklusionsbemühungen eine negative Bilanz. Wir werden der Frage nachgehen, worin das Ziel von Inklusion in der Schule bestehen sollte – und woran Inklusion in der Schule scheitern kann.
Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft zur Lektüre anspruchsvoller philosophischer Fachliteratur und die Bereitschaft zur regelmäßigen und engagierten Teilnahme an den Diskussionen im Seminar.
- Lehrende/r: Martin Hoffmann