Plutarch von Chaironeia (ca. 45-125 n. Chr.) war – jedenfalls in Bezug auf sein erhaltenes OEuvre – einer der produktivsten Schriftsteller der Antike, von dem biographische und philosophische Schriften auf uns gekommen sind. Gegenstand der Übung werden seine Lebensbeschreibungen oder Parallelbiographien (bioi) sein, die er in einer programmatischen Passage gattungsmäßig von der Geschichtsschreibung trennt (Plut. Alexander 1, 2).
Dabei wollen wir uns zum einen mit Plutarchs eigenem Kosmos, seinen griechischen und römischen Lebenswelten, wie sie uns in seinen Parallelbiographien erscheinen, beschäftigen: Wie sah Plutarch die Welt und seine eigene Stellung in ihr? Welchen Einfluss auf sein Selbstverständnis hatte die Tatsache, dass er aus einer boiotischen Kleinstadt stammte und dort lange lebte – ein Umstand, dessen sich Plutarch wohl bewusst war (Plut. Demosthenes 2, 2)? Welche Auswirkungen hatten seine Reisetätigkeiten, die ihn nicht nur bis Athen, sondern bis Kleinasien, Alexandria und Rom führten, auf seine Wahrnehmung der Welt und für wen schrieb er eigentlich?
Zum anderen wollen wir uns einzelnen griechischen Biographien und ihren römischen Gegenstücken zuwenden: Dienten diese als moralischer Spiegel, an dem sich seine Zeitgenossen orientieren sollten, oder stellten sie eher eine Art ‚Handbuch‘ dar, aus dem Staatsmänner und Feldherren praktische Lektionen in Sachen Leadership lernen konnten, wie eine Studie jüngst postuliert hat (Jacobs 2018)?

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