Aristoteles setzt sich intensiv mit verschiedenen Ansätzen auseinander, Herrschaft in einem sozialen Gemeinwesen zu strukturieren und zu begründen. Für ihn gibt es aus philosophischer Perspektive folgende Systematik: (a) Die Anzahl der Herrscher (1. Einer, 2. Einige, 3. Alle), (b) Das Ziel der Herrschaft (1. Eigennutz, 2. Gemeinwohl). Daraus ergibt sich eine Theorie politischer Herrschaft, die zum einen verschiedene Herrschaftsformen als berechtigt anerkennt (solange sie dem Gemeinwohl dienen eben auch die Monarchie oder Aristokratie) und zum anderen muss man mit einem normativen Verfall der Herrschaft rechnen (so ist die Demokratie für Aristoteles eigentlich eine Deformation politischer Herrschaft, die er positiv als „Politie” bezeichnet.). In der Antike war diese Systematik Bestandteil entweder einer Theorie der zyklischen Abfolge dieser Grundtypen politischer Herrschaft oder einer Theorie der Dekadenz (das goldene Zeitalter gefolgt vom silbernen und dann dem bronzenen). In der Moderne – um die es in der Veranstaltung hauptsächlich gehen soll – ist die politische Philosophie einseitiger: Unser Menschenrechtsverständnis betont die Gleichheit aller (Menschen) und scheint Demokratie zu „implizieren”. Sie scheint die einzige legitime Form der Herrschaft zu sein. Dennoch gerät die Demokratie oft unter Verdacht: Plebiszite zeugen immer wieder von der Demokratie im Sinne einer „Ochlokratie” – also der Herrschaft des Pöbels.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2021