Care & Well-Being in Forschung & Praxis

 

Dieses Projektseminar richtet sich an Studierende des BA-Studiengangs Kultur- & Sozialanthropologie (Modul 4), die im Rahmen einer Lehrforschung im Verlauf des Semesters eigenständig erarbeitetes Wissen bzgl. der interdisziplinären Arbeitsfelder der Trans/Kulturellen Psychiatrie und Medizinanthropologie praktisch umsetzen.

Die sozialanthropologische Betrachtung gesundheitsbezogener Praktiken wird vorgestellt und vertieft. Individuen, die in sozio-kulturell jeweils spezifischer Weise von einem als ”normal” oder ”gesund” definierten Zustand abweichen, gelten überall als deviant, krank oder verrückt und werden besonderen Heil-Ritualen oder therapeutischen Behandlungen unterzogen. Das Verhältnis der Kategorien normal und anormal und deren Generierung durch kulturspezifische Mechanismen werden dargestellt und hinterfragt, sowie Methoden der kultur- und sozialanthropologischen Auseinandersetzung damit diskutiert und praktisch angewandt.

Inhaltlich erweitert das Projektseminar Ansätze und Perspektiven des Seminars ”Geist, Gesundheit & Gesellschaft” in Modul 3, ist aber auch für ”Quereinsteiger” geeignet, da relevantes Basiswissen in Gruppenarbeit reflektiert wird. Formal dient es der Entwicklung, Durchführung und Präsentation eigener Projekte, wobei der thematische, theoretische, und methodische Rahmen sehr weit gefasst sein kann. SeminarteilnehmerInnen sind aktiv gefragt, ihre eigenen Interessen, Wünsche und Ideen partizipativ einzubringen. Die inhaltliche Ausrichtung bestimmen somit überwiegend die Studierenden selbst und werden durch den Dozenten begleitet.

Zentrales Ziel dieser Veranstaltung ist die Entwicklung eines Lehrforschungsprojekts der Studierenden in Team-Arbeit. So sollen Kompetenzen der Kooperationsfähigkeit, der Formulierung von Problemstellungen und Hypothesen, der Operationalisierung theoretischer Konzepte, der Planung und Projektdurchführung gefördert und ausgebaut werden. Im bisherigen Studium erlerntes theoretisches und methodisches Wissen wird praktisch umgesetzt und angewandt, um in einem überschaubaren Rahmen auf lokale und aktuelle Praktiken, Prozesse und Dynamiken einzugehen, für die sich die Studierenden interessieren und die sie eigenständig benennen. Sie entwickeln angeleitet als Gruppe eigene Forschungsprojekte, die sich im weitesten Sinn mit dem Thema ”Gesundheit, Wohlbefinden und Fürsorge” auseinander setzen.

Nachdem eingangs inhaltliche und theoretische Aspekte der kultur- und sozialanthropologischen Betrachtung entsprechender Konzepte und Praktiken dargestellt werden (z.B. Erklärungsmodelle und Kommunikationsformen von Krankheit, Konzepte von Person und Selbst in der Therapie, Strukturelle Gewalt und Translokale Beziehungen in der Gesundheitsversorgung), entwerfen Studierende zunächst schrittweise eine Forschungsskizze (Exposé). Sie grenzen ein Thema und eine Fragestellung ein, entwickeln einen Arbeitsplan, und legen Methoden fest. Angesichts der aktuellen pandemischen Situation wird ein Schwerpunkt auf Medienethnographie und -anthropologie liegen, ein anderer auf Gesundheitsbewegungen im Kontext einer virtuellen Konferenz (s.u.).

Die eigentliche Untersuchung kann parallel zur zweiten Hälfte des Seminars, in der vorlesungsfreien Zeit, oder aber auch zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Zentral ist die Erstellung eines Exposés bzw. eines gemeinsam entwickelten Projektberichts bis zum 30. September 2021 (bis zu fünf Seiten pro Person). Weitere Voraussetzungen für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, sich regelmäßig und aktiv in die Diskussion einzubringen, Basisliteratur vorzubereiten, und in Teamarbeit methodische, theoretische und praktische Aspekte des Arbeitsfelds der Trans/Kulturellen Psychiatrie und Medizinanthropologie in Bezug auf ethnographisches, methodisches und theoretisches Wissen zu erarbeiten und vorzustellen.

Eine ursprünglich geplante praktische Einbindung des Themenbereichs Migration und Trans/Kulturelle Psychiatrie entfällt leider aus organisatorischen Gründen. Stattdessen wird eine für Juni geplante und durch den Dozenten mit organisierte virtuelle Konferenz zu sozialen Bewegungen in Bezug auf ”gerechte” Gesundheitsversorgung in das Curriculum eingebunden (Radical Health, 25.-27.06.2021).

https://www.polsoz.fu-berlin.de/ethnologie/termine/Conference_Radical_Health_Oct2020.html

http://agem.de/events/agem-annual-conference-33-radical-health/

Auch hier besteht die Möglichkeit, Aspekte der Konferenz in ein Projekt einzubinden.

 

Literatur:

Literatur und Arbeitsmaterialien werden online (LearnWeb) hinterlegt mit der Möglichkeit, auch außerhalb der einzelnen Sitzungen interaktiv zu kommunizieren und Übungen zu absolvieren.

Als Vorbereitung auf die erste Sitzung am 16.04.2021 lesen sie bitte das Kapitel 12 ”Biomedical Hegemony in the Context of Medical Pluralism” in: Baer, Hans A., Merrill Singer & Ida Susser (2013): Medical Anthropology and the World System. Critical Perspectives. 3rd Edition. Santa Barbara: Praeger. Sie erhalten den Text (bzw. Zugang zum Learnweb) auf Anfrage: helmar.kurz@uni-muenster.de

 

Verlauf (Fr 14-18):

16.04.2021: Einführung, Brainstorming, Grundlagen

23.04.2021: Themen, Inhalte & Ansätze

07.05.2021: Übungen Exposé

11.06.2021: Workshop Methoden

25.06.2021: Konferenz Radical Health

02.07.2021: Reflexion, Diskussion & Fragen

23.07.2021: Projektpräsentationen

 

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2021