Tom hat den Ring gestohlen – ich habe es gesehen. Die Regierung hat ein neues Gesetz beschlossen – es wurde im Radio gemeldet. Der Corona-Impfstoff von X wirkt zu 93% – eine wissenschaftliche Studie hat dies gezeigt. Die Rechtfertigung von Überzeugungen spielt eine Doppelrolle in der Erkenntnistheorie: Zum einen kann es sich bei einer Überzeugung nur dann um Wissen handeln, wenn diese gerechtfertigt ist. Zum anderen sind in einer Welt, in der wir Wahrheit nicht direkt überprüfen können, epistemische Rechtfertigungen unser einziger Indikator für Wahrheit. Rechtfertigungen stehen damit im Zentrum der Erkenntnistheorie und es gibt bis heute eine lebhafte Debatte darum, wie diese angemessen zu verstehen sind. In diesem Seminar werden wir uns zentrale Konzeptionen aus der zeitgenössischen Debatte ansehen und versuchen, den Begriff und seine unterschiedlichen Rollen besser zu verstehen. Dazu gehört die Debatte um die Beschaffenheit der Rechtfertigung (interne Gründe vs externe Umstände) ebenso wie die Frage, unter welchen Bedingungen wir von Rechtfertigung auf Wahrheit schließen dürfen oder wie man Grade von Rechtfertigung angemessen durch Wahrscheinlichkeiten beschreiben kann.
- Lehrende/r: Paul Näger