An Paulus schieden sich schon immer die Geister. Das ist nicht weiter überraschend, denn wir haben es bei ihm mit einem Menschen zu tun, dessen Lebensgeschichte von tiefgreifenden Spannungen und Brüchen geprägt war. Sein Weg begann als Pharisäer, der es mit dem jüdischen Gesetz sehr genau nahm und darüber zum Christenverfolger wurde, und er führte ihn dann zur Verkündigung einer Botschaft, die von der Überzeugung getragen war, dass es bei Gott nicht auf die Erfüllung des Gesetzes ankommt, sondern auf den Glauben an Jesus Christus. Mit seinen Briefen beeinflusste er wie kein zweiter die Entwicklung von Theologie und Kirche. Auch wenn Paulus sicher nicht der Gründer des Christentums war, so doch der Begründer christlicher Theologie und christlichen „Theologisierens”. Die Vorlesung im SoSe 2021 setzt es sich zum Ziel, nicht einen einzigen Brief des Völkerapostels in den Blick zu nehmen, sondern nach den „Glanzstücken” paulinisch-christologischen Denkens innerhalb der sieben Protopaulinen zu fragen und so einen Querschnitt paulinischer Theo-logie und Christologie zu erheben: Angefangen vom Präskript und Proömium des 1 Thess (1,1-10), über den Philipper-Hymnus (Phil 2,6-11), den christologisch-„mariologischen” Ausblick in Gal 4,1-4 bis hin zu zwei Kerntexten des Römerbriefes (3,21-26; 6,3-11), der als das theologische „Testament” des Paulus gilt. Bereichert wird diese Exegese der genannten Perikopen durch kontinuierliche Exkurse zu bestimmten Feldern paulinischen Denkens (z.B. „Gebrauch christologischer Hoheitstitel bei Paulus”; „Taufverständnis des Paulus”; „Rechtfertigung bei Paulus”).

Semester: SoSe 2021