Der erste Film war ein Western und der letzte wird es vermutlich auch sein, wenn man Jean-Luc Godard Glauben schenkt. Inzwischen hat das Genre zwar einiges an Bedeutung verloren, wofür vor allem das Debakel des Films Heaven’s Gate verantwortlich gemacht werden kann, dennoch kommen mit Filmen von beispielsweise Quentin Tarantino und den Coen-Brüdern immer wieder neue Beiträge zum Genre in die Kinos.

Fest steht, dass Wildwestfilme Kinofilme par excellence darstellen, oder zumindest „das amerikanische Kino par excellence“ (Bazin). Nicht zuletzt daher bietet es sich an, Filme des Genres auch für die schulische Filmvermittlung heranzuziehen. Mediale Gestaltungsmittel des Films lassen sich an Westernfilmen hervorragend exemplarisch erschließen. In ihrer Zwischenstellung als Genrefilme einerseits, die andererseits von Cinephilen wie Godard und Bazin aufgrund ihrer Ästhetik geschätzt werden, eignen sie sich auch das Verhältnis zwischen Kunst und kulturindustrieller Unterhaltung zu reflektieren. Dadurch, dass Western zudem in der aktuellen Kinolandschaft nicht so präsent sind wie beispielsweise Superheldenfilme, dennoch aber auch für Jugendliche spannend und unterhaltsam, ermöglichen sie Schüler*innen zudem Alteritätserfahrungen, während sie dennoch bei eigenen Präferenzen abgeholt werden. Als ein zentrales Genre des klassischen Hollywood bieten Western auch die Möglichkeit Filmgeschichte zu thematisieren, wobei dann auch die Dekonstruktion des klassischen im Italo-Western und die kritische Aufarbeitung der ideologischen Probleme klassischer Western in modernen Postwestern gehört.

Im Seminar soll zunächst ein Überblick über die Geschichte des Western und einige wichtige Filmbeispiele (beispielsweise: The Great Train Robbery, High Noon, The Searchers, C’era una volta il West, Unforgiven, Dead Man…) gegeben werden, die in Ausschnitten und teilweise vollständig geschaut werden. Dann werden theoretische Positionen der aktuellen Filmdidaktik erarbeitet und anschließend auf die Filmbeispiele angewandt, wobei auch spezifische Methoden der Filmdidaktik erprobt werden sollen. Der Fokus liegt dabei auf der Vermittlung spezifischer filmischer Gestaltungsmittel, also Ästhetik, Fragen der Ideologie, kulturellen Repräsentation und bei dem Genre natürlich auch Genderthematiken sowie nicht zuletzt der genreinternen Intertextualität werden dabei aber auch tangiert.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2021