Lateinamerika erscheint oft als ein Kontinent der Gewalt. Eine Ursache für die ausufernde Gewalt sind die zahlreichen Bürgerkriege, die viele lateinamerikanische Staaten nach der Phase der Unabhängigkeiten in den 1810er und 1820er Jahren, erschütterten. Doch auch wenn die Bürgerkriege meist im Fokus stehen (wie zuletzt etwa im Fall Kolumbiens angesichts des Friedensabkommens zwischen der Regierung und den FARC) – neben internen bewaffneten Konflikten gab es auch zahlreiche zwischenstaatliche Kriege, darunter den Tripelallianzkrieg zwischen Argentinien, Brasilien und Uruguay auf der einen und Paraguay auf der anderen Seite, einen der verheerendsten Kriege des 19. Jahrhunderts mit etwa einer Million Toten. Das Ausmaß der kriegerischen Auseinandersetzungen und die daraus resultierende politische Instabilität mag zudem das Beispiel Perus im 19. Jahrhundert verdeutlichen: Nach dem Unabhängigkeitskrieg (1820-1824) kam es zu einer Invasion Boliviens (1828), Kriegen mit Großkolumbien (1828-30), Chile (1837-39), Bolivien (1841-42), Ecuador (1858-60) und Spanien (1866), zum Salpeterkrieg (im Bündnis mit Bolivien gegen Chile, 1879-83) sowie 1834, 1835-36, 1843-44, 1854, 1856-58, 1884-85 und 1894-95 zu sieben Bürgerkriegen. Auch im 20. Jahrhundert kam es zu internationalen Kriegen. Während der Falklandkrieg einer größeren Öffentlichkeit noch ein Begriff sein mag, gilt das vermutlich weniger für den Chaco-, den Leticia- oder den Cenepakrieg. Die Vorlesung will einen Überblick über Kriege und Bürgerkriege geben, Akteure und Ursachen sollen beleuchtet werden.
- Lehrende/r: Hinnerk Onken