Die schottische Schule hat im 18. Jahrhundert das intuitive Begreifen der Welt philosophisch mit dem Begriff „common sense“ stark aufgewertet und damit sowohl dem zeitgenössischen Idealisten Berkeley als auch dem zeitgenössischen Skeptiker Hume entgegengesetzt. Aufnahme fand der common-sense-Begriff sowohl im amerikanischen emanzipatorischen Denken (Thomas Paine) als auch in Frankreich (Thierry D’Holbach, Jean D’Alembert). Dabei wird das intuitive Begreifen mit dem unmittelbaren, nützlichkeitsorientiertem Erfahren der Welt zusammengezogen und einem expertokratischen, dogmatischen Wissen gegenübergestellt. Eine vergleichbare Aufwertung erlebt der common-sense-Begriff in der Fachdidaktik vor allem durch die Bedeutung, die „Vor-Urtetilen“ bzw. „Präkonzepten“ in einem „lebensweltbezogenen Urteilsbildungsprozess“ (Christian Thein) zukommt. Ein Vergleich zwischen dem aufklärerischen Denken des 18. Jahrhunderts und dem gegenwärtigen Diskurs der Fachdidaktik soll einerseits auf einer philosophischen Ebene die Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen und andererseits die didaktische Funktion von common-sense im Aufklärungsdiskurs mit jener in der gegenwärtigen Fachdidaktik kontrastieren.

Ziel ist es, die progressive Tradition des common-sense-Denkens wahrzunehmen und damit den aktuellen fachdidaktischen Diskurs prüfend zu bewerten.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21